Review | 13×01 | The Halloween Apocalypse

Doctor Who

“The Halloween Apocalypse”


Erstausstrahlung DE:
Erstausstrahlung UK: 31. Oktober 2021

Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Jamie Magnus Stone
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Nikki Wilson

Der Doktor: Jodie Whittaker
Yasmin Khan: Mandip Gill
Dan Lewis: John Bishop


Es ist Halloween. Im ganzen Universum rühren sich plötzlich furchtbare Mächte! Vom nördlichen Polarkreis bis ins tiefste Weltall – ein altertümliches Böses bricht aus … und ein! Heutiger Tag, Liverpool: Das Leben von Dan Lewis wird sich für immer verändern. Warum ist der Doktor auf der Spur des gefürchteten Karvanista? Und was hat es mit dem Flux auf sich?


Man sagt ja, dass viele Köche den Brei verderben, aber schafft ein Koch das auch ganz alleine, wenn er einfach zu viele Zutaten benutzt? Im Auftakt der als “Flux” betitelten 13. Doctor Who-Staffel werden für viele verschiedene Geschichten die Weichen in Stellung gebracht – sodass es sich schon fast anfühlt, als wäre die Folge aus mehreren Episoden verschiedenster Serien zusammen geschnippelt. Aber der Reihe nach:

Wir beginnen mit einem der wirklich schlechtesten Cold Openings der Seriengeschichte. Und das nicht nur inhaltlich, sondern vor allem optisch. Der Greenscreeneffekt, durch den der Doktor und Yaz sich durch die Szenerie hangeln, ist wirklich unterirdisch. Hier scheint das Budget für die Staffel in andere Bereiche und Effekte geflossen zu sein. Aber auch inhaltlich rettet es nicht, dass eine abgedroschene Szene mit Kalauer und das obligatorische “Erinner-dich”-Namedropping von Nitro 9 die Charaktere in die Handlung werfen soll. Dass der hier dargestellte Bösewicht im Laufe der Handlung eher zum Comic Relief verkommt, hilft dem Cold Opening auch nicht besonders. Aber gut, man muss die Folge halt irgendwie starten.

Haupthandlungspunkt in dieser Folge ist sowieso ein ganz anderer: Liverpool (und das zu verschiedensten Zeiten). Denn hier wird der neue Begleiter des Doktors, Dan Lewis, eingeführt. Dans Charakterisierung ist direkt nach seinen ersten paar Szenen klar und im Verlauf der Folge wird diese noch zementiert: Er ist der “guteste Gutmensch der jemals gegutmenscht hat” (Copyright André McFly). Er bietet Touren im Museum an (ohne überhaupt dort angestellt zu sein – sondern einfach nur, weil er Liverpool so liebt), steht auf eine körperlich behinderte Frau, hilft den Armen, obwohl er selbst arm ist (lehnt sogar eine Essensspende ab) – und so weiter. Es ist klar, wo man mit der Figur hinmöchte. Allerdings hilft es, dass Darsteller John Bishop sehr sympathisch wirkt, damit die Figur nicht komplett zur Witzfigur verkommt. Dan sorgt auch für die besten Sprüche in dieser Folge: Sei es seine Reaktion auf den unverkleideten Herren, der an Halloween an seiner Haustür klingelt (wenn Dan so arm ist, wie kann der sich eigentlich so ein Haus leisten?) oder auch seine Reaktion auf Karvanista im Verlauf der Handlung, als dieser ihn als seinen Menschen bezeichnet und Dan empört “Ich bin nicht dein Mensch!” erwidert.

Karvanista? Ja, das ist der eingangs erwähnte Bösewicht des Cold Openings, der sich als humanoides Hunde-Alien herausstellt (mit der vielleicht schlechtesten Maske der gesamten neuen Serie. Kein Vergleich zu den Katzenmenschen aus früheren Staffeln), der bei Dan zu Hause mit seiner leuchtenden LED-Axt einbricht, ihn entführt und direkt auf sein Schiff mitnimmt. Warum? Offenbar gehört der Feuchtnasenwookie den Lupari an, einer Alienrasse, die in Symbiose mit den Menschen leben. Jeder Lupari bekommt einen Menschen zugewiesen, auf den er aufpassen muss (ihr versteht schon, der “der Hund ist der beste Freund des Menschen”-Spruch mal anders ausgelegt) und da schlimme Dinge auf die Erde zukommen, ist Karvanista gekommen, um seinen Menschen zu retten. Als einziger (vorerst). Hier stellen sich natürlich viele Fragen … Warum wollen sie die Menschen einer nach dem anderen retten, statt alle zusammen oder zumindest in Gruppen? Was ist, wenn ein Mensch stirbt, stirbt dann der dazugehörige Lupari auch (und umgekehrt)? Wieso weiß niemand was davon? Die Liste der Logiklöcher hinter dieser Idee geht endlos weiter, aber die Folge mit ihrer Handlung ja auch.

Der Doktor bekommt eine Migräne-Vision und sieht plötzlich jemanden vor sich, den sie gar nicht kennt – oder doch? Sie wird von einem an einen Pfahl angeketteten Alien gerufen, welches sich mysteriös gibt und ihr gleich zeigt, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist. Denn obwohl er hier seit Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden festgebunden ist und bewacht wird, schafft er es, die ankommenden Wachen der Division zu töten und sich zu befreien. Diese “Wir sind geistig miteinander verbunden und ich kann dich immer anrufen, sobald der Plot es verlangt”-Methode wird später auch noch weiter benutzt, sodass sich das Alien dem Doktor auch als Swarm vorstellen kann, ein uralter Feind des Doktors aus ihren Abenteuern vor dem ersten Doktor (der Timeless Children-Plot), den sie natürlich vergessen hat, mit ihren ganzen früheren Inkarnationen und ihrer Origin-Story. Swarm teast sie dann auch gleich damit, dass er Bööööses vor hat und bringt sich somit als Bösewicht der Staffel in Stellung. Außerdem reaktiviert er noch seine Schwester, die irgendwo auf der Erde ein Leben als Mensch verbrachte und trotz falschen Erinnerungen irgendwie doch Angst vor ihrer Reaktivierung hatte, von der sie eventuell gar nichts wusste? So ganz klar wird dies nicht erklärt, aber Fakt ist: Swarms Schwester schließt sich seinem Kreuzzug an. Was ist der Kreuzzug? Nun … zuerst wird Dianne, Dans einarmige Flamme, entführt, weil … passiert halt! Und dann hat das bestimmt noch etwas mit dem Staffeltitelgebenden Flux zu tun.

Der Flux ist nämlich ein riesiger Weltraumpups, der durch die Galaxie zieht und alles frisst, was ihm entgegenkommt. Das bemerkt auch Vinder, Captain einer einsamen Raumstation, dessen einzige Aufgabe es ist, die Umgebung um sich zu beobachten und Berichte zu erstatten, die vermutlich niemals jemand hört. Beschäftigungstherapie der Generation Spaceship. Doch bevor der Pups – pardon – Flux sich die Station Vinders einverleibt, kann dieser noch in letzter Sekunde fliehen. Die Erde wird übrigens vorerst vor dem Flux gerettet, denn die Lupari erschaffen mit ihrer “Photoshop-Copy-and-Paste”-Weltraumflotte einen Schutzschild um die Erde. Da fragt man sich auch direkt, warum Karvanista Dan entführen musste, wenn der Plan eigentlich war, die Erde an sich zu schützen … aber auch der Doktor bekommt den Flux zu sehen und scheint direkt zu verzweifeln. Anders als es frühere Inkarnationen des Doktors getan hätten, gibt der dreizehnte Doktor direkt auf und will sich ihrem Schicksal ergeben und vom Flux verschlungen werden. Vielleicht weiß sie, wie es in dieser Staffel weitergeht und möchte dies auch nicht mit ansehen?

Was außerdem nicht fehlen durfte, waren die kurzen Ausflüge in Plots von zukünftigen Folgen dieser Staffel. Beiläufig werden die Sontaraner eingestreut, die bedeutungsschwanger rumtönen dürfen, was für böse Pläne sie haben, ohne dass es für die Handlung dieser Folge relevant ist – aber hey, zumindest sehen die Kostüme der Sontaraner wunderbar klassisch aus, was durchaus ein Pluspunkt ist. Und fast ebenso beiläufig wird noch eine junge Dame namens Claire ins Getümmel geworfen, die nicht weniger bedeutungsschwanger Andeutungen an den Doktor und Yaz macht, dass sie in Zukunft aufeinandertreffen werden, was aber in der erdgeschichtlichen Vergangenheit stattfinden wird – nur um darauf von einem weinenden Engel (ja, die wurden da irgendwie auch noch reingepopelt) wegezappt zu werden. Wer aufgepasst hat, wird nun wissen, dass uns mindestens noch eine Sontaraner-Folge sowie eine Weinende Engel-Folge bevorsteht. Yuchay!


Fazit

Viele Zutaten für eine Staffel, die ambitioniert, aber auch schon direkt zu Beginn etwas planlos wirken. Der Doktor und Yaz sind fast ausschließlich Beiwerk für die sich abspielenden Szenarien, und Dan als neuer Charakter bleibt aufgrund seiner eintönigen und langweiligen Charakterisierung ziemlich blass. Was an einigen Stellen funktioniert, ist der Humor einiger Figuren sowie das Erschaffen von Rätseln. Das Gesehene ergibt hier nicht viel Sinn und die Auflösungen in späteren Folgen ergeben vielleicht ebenso wenig Sinn, aber zumindest weckt es eine gewisse Neugierde darauf, wie es weitergehen könnte. Und, dass so viel passiert, hat vielleicht auch etwas Gutes, denn zumindest passiert irgendetwas, wo viele Folgen der Ära Whittaker eher so vor sich hindümpelten. Für die Ära Chibnall durchaus eine durchschnittliche Folge mit Luft nach oben für weitere Folgen der Staffeln, aber ein zumindest annehmbarer Start des Weltraumpups-Plots.


Bewertung: 2,5 von 5 TARDISse

 

 

 



 

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André McFly
Gründer & Chefredakteur
Ich bin seit über 10 Jahren Doctor Who Fan und hatte 2013 die Idee für eine deutsche Doctor Who Reviewseite. Über die Jahre hat sich der Whoview allerdings zu mehr als nur einer Reviewseite entwickelt und so schreibe ich heute vor allem News und Rezensionen. Ich bin auch jährlich auf der Timelash als Presse zu Gast und veröffentliche meine Eindrücke hier auf der Seite. Fernab von Doctor Who betreibe ich mehrere Podcasts, mache Musik und versuche mich als Autor.
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André McFly

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3 Comments
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Tati Tomati
Tati Tomati
2 Jahre her

Interessant wie gnädig die Review noch ist. Ich hab die ganze Staffel nach diesem Flickwerk schon abgeschrieben gehabt. Und das war noch eine der besseren Folgen der Staffel.

Jens
Jens
2 Jahre her

Weiß man wann das auf deutsch kommt