Review | 1×01 | Weltraumbabys (Space Babies)

Doctor Who

“Weltraumbabys”
“Space Babies”


Erstausstrahlung: 11. Mai 2024

Drehbuch: Russell T Davies 
Regie: Julie Anne Robinson
Produktion: Russell T Davies, Julie Gardner, Jane Tranter,
Joel Collins, Phil Collinson & Vicki Delow

Der Doktor: Ncuti Gatwa
Ruby Sunday: Millie Gibson


Ruby erfährt die erstaunlichen Geheimnisse des Doktors, als er sie in die ferne Zukunft mitnimmt. Dort finden sie eine Babystation, die von Babies geführt wird. Aber können sie vor dem furchterregenden Butzemann gerettet werden?


Zumindest in Deutschland verlief der Staffelstart der neuen Doctor Who-Folgen etwas holprig. Überall auf der Welt sollte die Serie zur gleichen Zeit erscheinen – Punkt Mitternacht britischer Zeit (bei uns dann 01:00 Uhr nachts) – und alle anderen Sprachen sind auch tatsächlich verfügbar … nur in Deutschland ist etwas schief gelaufen. Zum Zeitpunkt dieser Rezension warten wir immer noch darauf, dass Disney+ die deutsche Tonspur freischaltet. Das wirklich Ärgerliche ist, dass die deutsche Tonspur in anderen Ländern tatsächlich verfügbar ist, nur bei uns nicht. Wann sich bei Disney endlich jemand bequemt und auf den richtigen Knopf drückt, ist noch nicht abzusehen – im Gegensatz zum Inhalt der Folge, der mit seinem Titel eigentlich schon genau verrät, was einen erwartet.

Schmetterlingseffekt mal anders…

Erstaunlicherweise setzt die Folge genau dort an, wo das letzte Weihnachtsspecial aufgehört hat. Ruby steht in der TARDIS und wird vom Doktor begrüßt – und natürlich gleich auf ihre erste Reise mitgenommen. Nach einem kurzen Wegwerfgag, bei dem der Doktor offensichtlich seine neuen gottgleichen Fähigkeiten demonstriert, indem er einem zertretenen Schmetterling buchstäblich neues Leben einhaucht (und das anscheinend ganz ohne Regenerationsenergie, was zumindest erklären würde, was er da macht), landen wir auch schon am Hauptziel dieser Geschichte: einer fast verlassenen Raumstation. Das allein ist nicht originell und hat man bei Doctor Who schon dutzende Male gesehen. Aber wenn man von den gruseligen CGI-Mund-Babys absieht, ist hier sowieso nichts wirklich originell.

So werden auch direkt die Evergreens abgespult, um die neuen Zuschauer auf dem Laufenden zu halten und eine Art Checkliste abzuarbeiten. Insgesamt erinnert diese Episode an eine Mischung aus “Das Ende der Welt” und diversen (nicht so guten) Mark-Gatiss-Skripten. Wenn Ruby und der Doktor am Anfang aus der Raumstation schauen und über das Sein und Nichtsein schwadronieren, dann könnte man hier auch den neunten Doktor und Rose wiedererkennen. Aber natürlich gibt es noch viel mehr Serienkanon, der schnell erwähnt werden muss – allen voran die neu entwickelte Origin Story des Doktors als Alien unbekannter Herkunft, dessen Adoptivvolk, die Time Lords, ausgelöscht wurden. Das Lustige daran ist, dass es sich fast 1:1 wie früher anfühlt, nur dass es statt des Zeitkrieges jetzt der Genozid des Masters und die neue Origin Story ist, die den Doktor plagt. Der Unterschied ist tatsächlich so gering, dass sogar die Musik von Murray Gold auf das alte “Tennant ist so traurig und allein im Universum”-Thema zurückgreift. Aber hey, es ist ein ordentlicher Nostalgietrip für alle alten Hasen, die hier wieder mitmischen – nur sollte man halt darauf aufbauen und es nicht dabei belassen …

Schau nur wie glücklich dieses Baby ist!

Die Geschichte selbst ist so hanebüchen, einfach und nebensächlich, wie man es sich nur vorstellen kann. Auf dem Raumschiff gibt es eine Babystation, die von den titelgebenden Weltraumbabys geleitet wird. Ein Beispiel dafür, wie RTD aus einem kleinen Gag eine ganze Episode macht. Die Umsetzung der sprechenden Babys ist so ziemlich das Gruseligste, was man seit langem bei Doctor Who gesehen hat – und das in einer Folge, in der es den wortwörtlichen Butzemann gibt. Technisch gesehen funktionieren die CGI-Münder der Babys ganz gut, aber der Uncanny-Valley-Effekt zusammen mit den Gesichtsausdrücken der Babys, deren falsche Münder zwar Freude und Heiterkeit ausdrücken, deren echte Augen aber eher “Ich habe Angst”, “Ich habe eine volle Windel” und “Wann bekomme ich endlich wieder die Brust” sagen, führt dazu, dass man sich eher gruselt als amüsiert. Daran ändern auch die niedlichen Namen der Baby-CGI-Biester nichts. Da war der Butzemann, der auf dem Schiff sein Unwesen treibt, noch die interessantere Figur – auch wenn er, spätestens nachdem sich herausstellt, dass er aus der Rotze der Babys erschaffen wurde, unweigerlich an die Augenknaus-Monster aus “Morpheus Arme” erinnert.

Schnee im Sommer?!

Da ist es gut, dass diese Handlung eigentlich keine Rolle spielt, denn der eigentliche Fokus der Folge liegt auf dem Doktor und Ruby und das funktioniert zum Glück immer noch sehr gut. Die beiden Figuren haben eine so gute Chemie miteinander, dass man ihnen sofort abkauft, dass sie auch in einer so “gruseligen” und optisch nicht gerade ansprechenden Situation Lust auf ein Abenteuer haben. Generell rettet die Folge, wenn überhaupt, nur das gute Zusammenspiel der Charaktere, die erfreulicherweise schon so gut ausgearbeitet sind, dass man darauf aufbauen kann. Die Dialoge zwischen dem Doktor und Ruby wirken absolut natürlich und die Interaktionen zwischen den beiden machen einfach Spaß. Und das Rätsel um Rubys Herkunft, das wohl der große Handlungsbogen der Staffel werden wird, ist eines der wenigen Highlights dieser Folge. Wenn der Doktor sich an die Nacht an der Kirche erinnert, in der Ruby geboren wurde, und plötzlich der Schnee von damals in der Gegenwart um sie herum auftaucht, und der Doktor feststellt, dass sich seine Erinnerung verändert hat, weil die vermeintliche Mutter von Ruby nun auf ihn zeigt, was vorher nicht der Fall war, dann ist man wirklich gespannt, wohin das alles noch führen wird.

Es tanz ein Ri-Ra-Rotzemann in unserm Haus herum!

Im Gegensatz zur Weltraumbaby-Geschichte, die genau zu dem Ende führt, das man sich am ehesten vorstellen konnte. Natürlich ist das Rotz-Monster gar nicht böse, es ist nur so, wie es geschaffen wurde. Und natürlich gibt es eine neue Heimat für die Babys, die gerne Flüchtlinge aufnimmt, man muss sie nur finden. Und natürlich ist die Moral von der Geschichte, dass jeder auf seine Weise einzigartig und toll ist, sogar der Butzemann, vor dem plötzlich auch niemand mehr Angst hat, obwohl der Doktor am Anfang noch gesagt hat, dass er extra erschaffen wurde, damit man Angst vor ihm hat. Hipp hipp hurra, alles ist super, alles ist wunderbar!

Am Ende bleibt nur noch der Abstecher nach Hause, denn Ruby will, nachdem der Doktor ihr gesagt hat, dass er sie trotz Zeitmaschine niemals zu ihrer Mutter an Weihnachten bringen kann, genau dorthin – nur eben zu ihrer Mutter und ihrem Weihnachten, wo der Doktor sie das erste Mal getroffen hat – statt an den Tag ihrer Geburt. Ein kleiner Gag noch, dass der Doktor Angst hat, von Rubys Mutter geschlagen zu werden (aus Erfahrung) und natürlich der obligatorische Cliffhanger, wie die TARDIS Ruby noch scannt, um das Geheimnis um sie zu lösen (am besten klaut man immer noch bei Moffat) und schon ist der Staffelauftakt vorbei.


Fazit

Man muss sich wirklich fragen, wer auf die Idee gekommen ist, so eine Folge als Staffelauftakt für einen neuen Doktor und eine neue Begleiterin zu machen. Streng genommen ist natürlich das Weihnachtsspecial die erste Folge und Einführung, aber das hier ist immerhin der Start einer neuen Staffel und sollte daher eigentlich etwas Besonderes sein. Aber es werden nur altbekannte Plattitüden abgehandelt, die letzten 13 Staffeln Story-Arc schnell in 3 Sätzen zusammengefasst (für die tatsächlich neuen Zuschauer bei Disney+, für die diese Staffel ja auch als Staffel 1 betitelt wird), und eine Story drumherum gepackt, die zu Zeiten, als Steven Moffat noch Showrunner war, höchstens eine belanglose Mittendrin-Filler-Episode (vorzugsweise von Mark Gatiss geschrieben) gewesen wäre. Das einzige, was diese Episode dann doch noch einigermaßen rettet, sind die beiden hervorragend aufgelegten Hauptdarsteller – aber inhaltlich muss hier wirklich noch eine Schippe draufgelegt werden, wenn man neue Zuschauer auch halten will.


Bewertung: 2 von 5 TARDISsen


Wichtige Links zu der Folge:


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André McFly
Gründer & Chefredakteur
Ich bin seit über 10 Jahren Doctor Who Fan und hatte 2013 die Idee für eine deutsche Doctor Who Reviewseite. Über die Jahre hat sich der Whoview allerdings zu mehr als nur einer Reviewseite entwickelt und so schreibe ich heute vor allem News und Rezensionen. Ich bin auch jährlich auf der Timelash als Presse zu Gast und veröffentliche meine Eindrücke hier auf der Seite. Fernab von Doctor Who betreibe ich mehrere Podcasts, mache Musik und versuche mich als Autor.
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André McFly

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