So war die vierte TimeLash in Kassel | Alles über die deutsche Doctor Who Convention
Am 27. Und 28. Oktober 2018 ging die deutsche ‚Doctor Who Familienparty‘ in ihre vierte Runde: Die TimeLash IV öffnete ihre Pforten im Südflügel des Kulturbahnhofs Kassel. Die Besucher der Veranstaltung kamen auch dieses Mal wieder von nah und fern angereist, um die besondere, familiäre Atmosphäre der deutschen ‚Doctor Who‘-Convention zu erleben. Wie mittlerweile gewohnt, wartete das Event auch in diesem Jahr mit einer erstklassigen Mischung an Stargästen und Panels auf. Eingeladen waren Sylvester McCoy (der siebte Doktor), Sophie Aldred (Ace), Katy Manning (Jo Grant), Anneke Wills (Polly Wright), William Russell (Ian Chesterton), John Levene (John Benton), Terry Molloy (Davros), Richard Franklin (Mike Yates), Fady Elsayed (Ram Singh in ‘Class’), Sarah Louise Madison (Weeping Angel), Jon Davey (diverse Monster), Andrew Cartmel (Script Editor), Christopher Thompson (Digital Artist), Tobias Nath (Synchronsprecher des elften Doktors), Edward Russell (Brand Manager), Dominic Glynn (Komponist), sowie eigentlich Eve Myles (Gwyneth, Gwen Cooper in ‚Torchwood‘), die jedoch leider sehr kurzfristig absagen musste.
Schon bei der Eröffnungszeremonie war dem Publikum klar: Das wird wieder ein wundervolles, spaßiges Wochenende. Die Stargäste, die die Bühne wie gewohnt durch die TARDIS betraten, waren auf Anhieb sympathisch und begrüßten das Publikum herzlich, indem sie ihre zumeist spärlichen Deutschkenntnisse an diesem ausprobierten. Sophie Aldred verprügelte mal eben in Ace-Manier den auf der Bühne befindlichen Aufblas-Dalek, der Doktor Sylvester McCoy schloss sich sogleich an und warf diesen zum ‚Dalek-Crowdsurfing‘ ins Publikum. ‚Davros‘ Terry Molloy eilte dem armen Alien zur Hilfe und nahm diesen zur Freude des johlenden Publikums in seinen väterlichen Schutz.
Als der 93-jährige William Russell, ‚Doctor Who‘ Companion der ersten Stunde, die Bühne betrat, gab es gleich eine rührende Standing Ovation vom TimeLash-Publikum. Er bekäme heutzutage nicht mehr viele davon, verkündete dieser gerührt bei seiner Ansprache ans Publikum. Ein magischer Moment, in dem auch ich die eine oder andere Träne in den Augen hatte. Den Raum mit einer wahren Legende für jeden Whovian zu teilen, das war auch für mich etwas ganz Besonderes. In seinem Panel erzählte er Geschichten aus seiner Fernsehkarriere, seiner Arbeit bei ‚Doctor Who‘ und der Serie ‚ The Adventures of Sir Lancelot ‘. Zum Ende seiner beiden Panels, wie auch bei der Schlusszeremonie, gab es jeweils eine weitere Standing Ovation für den Schauspieler.
Im UNIT-Panel plauderten Katy Manning, John Levene und Richard Franklin über ihre Zeit bei ‚Doctor Who‘ und ihre daraus entstandene Freundschaft. Katy Manning überzeugte das Publikum mit ihrer immensen Energie: Man merkte ihr ihre über 70 Jahre keine Sekunde an, als sie agil durch den Publikumsraum sprintete, jedem Fragenden persönlich das Mikrofon vorbei brachte und dabei schon mal auf deren Schoß landete. Auch plädierte sie in einer mitreißenden Rede innig für einen bewussteren und umweltgerechteren Umgang mit Plastik, während sich Sophie Aldred energisch für eine inklusivere Genderpolitik stark machte. Auch, dass die aktuelle Inkarnation des Doktors eine Frau ist, war des Öfteren Thema der Panels. Anneke Wills erzählte dem Publikum von ihrem Einsiedlerleben in einer Hütte auf einer Farm, ganz ohne Computer und Handy, stets geprägt von ihren spirituellen Erkenntnissen und Eindrücken. Zudem echauffierte sie sich heftig über die, in ihren Augen, falsche Auswahl der Kleidung für die ‚neue‘ Polly im letzten Weihnachtsspecial ‚Twice Upon A Time‘. In einem waren sich alle weiblichen Companions jedoch einig: Es muss etwas gegen die Globale Erwärmung getan werden!
Auch Sylvester McCoy ließ es sich nicht nehmen, das Mikrofon eigenständig zu den fragenden Publikumsgästen zu bringen und nach mehrfacher Nachfrage sogar die ‚Löffel‘ auf einem davon zu spielen. Zusammen mit Sophie Aldred plauderte er über seinen beruflichen Werdegang und die Arbeit in der letzten Staffel der Serie.
John Davey begeisterte die Zuschauer mit seiner sympathischen Art und erzählte Anekdoten seines Arbeitsalltags als so ziemlich jedes Monster der aktuellen Serie. Zum Ende seiner Panels gab er jeweils noch seinen selbstkomponierten ‚A-Z of Creatures and Characters‘-Rap zum Besten.
Fady Elsayed bot in seinen Panels Einblicke in die Produktion des ‚Doctor Who‘ Spin-offs ‚Class‘ und berichtete von seinen Projekten abseits des Whoniversums. Edward Russell, ehemals Brand Manager von ‚Doctor Who‘, moderierte einige der Panels und sprach in einem eigenen Beitrag über die Inhalte seiner Arbeit hinter den Kulissen der Show.
Zum Ende des Samstags-Programms las Terry Molloy zusammen mit seinem Teddybären Monty aus dem selbstverfassten Kinderbuch ‚Montmorency Montgomery Bear: The Bear with the Ginormous Heart’ vor. Ein Publikum aus hunderten Erwachsenen hörte gebannt dabei zu, wie ein älterer Herr aus einem Kinderbuch vorlas – nachdem zunächst ein auf der Bühne sitzender Teddybär interviewt wurde. Das gibt es bestimmt nur auf der TimeLash! All das ergab zusammen ein kurzweiliges, humorvolles Panel zum Abschluss des ersten Convention-Tages.
Aus der Zeit, zu der eigentlich Eve Myles auf der Bühne stehen sollte, wurde am Samstag noch eine Pause – am Sonntag fand sich ein Ersatzprogramm, in dem Tobias Nath aus Dan Abnetts ‚Doctor Who‘-Roman ‚Und stumme Sterne ziehn vorüber‘ vorlas, zu welchem er auch das Hörbuch eingesprochen hatte. Dies gefiel dem Publikum so gut, dass daraufhin in Windeseile alle Hörbücher und Printausgaben des Werkes im Händlerbereich ausverkauft waren. Die verbleibende Zeit füllte eine Verlosung diverser Panini-Comics direkt auf der Bühne.
Auch ‚Doctor Who‘ in Deutschland kam in den Panels nicht zu kurz: Im Panini Comics Panel wurde unter anderem die Übersetzung und Aufbereitung der englischen Comics für den deutschen Markt besprochen, im ‚Doctor Who in Deutschland‘-Panel tauschten sich alle anwesenden Vertreter und Mitstreiter der deutschen ‚Doctor Who‘-Medienlandschaft miteinander aus und gaben Einblicke in die Zukunft deutscher Veröffentlichungen. Michael Schwarzmaier, seines Zeichens Synchronsprecher aller klassischen Doktoren, verkündete bereits, dass er auch dem 57. Doktor im Jahre 3084 – der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Einhorn sei – gerne seine Synchronstimme leihen wird.
Im ‚Cosplay Contest‘ trugen dann alle willigen Cosplayer ihr Können vor und traten gegeneinander an. Als sich die Jurymitglieder für ihre Entscheidung zurückzogen, stimmten die Teilnehmer auf der Bühne in das ‚Doctor Who Theme‘ sowie ‚500 Miles‘ ein und tanzten und sangen zu guter Letzt kollektiv den ‚Time Warp‘. Alle Beteiligten schienen sichtlich Spaß zu haben. Auch abseits des Contests fanden sich zahlreiche Cosplayer, die ihre, mal mehr, mal weniger ansehnlichen Kostüme zur Schau trugen und bereitwillig für Fotos posierten.
Das Highlight eines jeden Convention-Tages war definitiv das Screening einer klassischen ‚Doctor Who‘-Folge – im Beisein und mit Live-Kommentar der an der Produktion beteiligten Stargäste. Samstagnachmittag wurde ‚Ghost Light‘ in Anwesenheit von Doktor Sylvester McCoy, Companion Sophie Aldred und Script Editor Andrew Cartmel vorgeführt, am Sonntag gab es dann die allererste ‚Doctor Who‘-Episode ‚An unearthly Child‘ im Beisein von Companion William Russell.
Neben den Panels gab es wie immer Fotoshoots mit den Stargästen, eine große Ausstellung, sowie die Möglichkeit, Autogramme der Stargäste zu erhalten oder seine finanziellen Mittel an den vielfältigen Ständen im Händlerraum loszuwerden. Wer wollte, konnte sich im Händlerbereich zudem Prints des Digital Artist Christopher Thompson kaufen und signieren lassen. Das Catering war zeitweise von dem Andrang auf frische Hot Dogs überfordert, sorgte aber ansonsten dafür, dass man sich zwischen den Panels schnell und unkompliziert etwas zum Essen oder Trinken besorgen konnte.
In der Schlusszeremonie konnten sich alle Stargäste sowie das TimeLash-Team noch einmal herzlich vom Publikum verabschieden und bedanken. Jon Davey verabschiedete sich mit einem Kopfstand, William Russel bekam die längste Standing Ovation des Wochenendes und alle Gäste zeigten sich erfreut über die familiäre Atmosphäre der Veranstaltung.
Fazit: Eine wirklich tolle Convention, mit einer einmaligen Atmosphäre und einer wunderbaren Auswahl und Kombination an Stargästen und Panels, die ich sehr genossen habe. Der Termin der nächsten TimeLash wurde bereits für den 12. und 13. Oktober 2019 angekündigt. Ich werde auch in den kommenden Jahren sehr gerne wieder Gast auf der TimeLash sein!
Unsere Bildergalerie von der Timelash IV: