Review | 11×05 | Das Tsuranga-Rätsel (The Tsuranga Conundrum)

Doctor Who

„Das Tsuranga-Rätsel“
„The Tsuranga Conundrum“


Erstausstrahlung DE: 28. Februar 2019
Erstausstrahlung UK: 4. November 2018

Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Jennifer Perrott
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Sam Hoyle, Nikki Wilson

Der Doktor: Jodie Whittaker
Graham O’Brien: Bradley Walsh
Ryan Sinclair: Tosin Cole
Yasmin Khan: Mandip Gill


Die Gruppe um den Doktor findet sich verletzt und gestrandet in der Wildnis einer entfernten Galaxie wieder. Sie muss sich mit einer Gruppe von Fremden zusammentun, um gegen eine der tödlichsten – und ungewöhnlichsten – Kreaturen des Universums zu überleben. (Text: bmk)


Okay, jetzt schaffe ich die restlichen Episoden dieser Staffel auch noch. – War ich bisher der Meinung, dass es schon eine ziemliche Quälerei ist, oberflächliche Infantisten-SF zu reviewen, so muss ich doch zugeben, dass man so wenigstens in der Übung bleibt. Schließlich kann man die neue Doktorin fast schon als Michael Burnham des Who-Franchise ansehen. Und da Discovery auch bald weiter geht, will die Brech-Muskulatur ausreichend geschmiert bleiben. Daher präsentiere ich heute: Ein Alien, dessen Fressverhalten erstaunlich an das von Alex Kurtzman in Sachen STAR TREK erinnert…

Inhalt: Auf einem Schrottplaneten aktiviert Frau Doktor ein Device am Boden, das alle ohnmächtig werden lässt. Alle erwachen auf einem übergroßen Krankenhausschiff, das ohne Crew(?) durch das All düst und nur zwei Ärzte an Bord hat. (Im Ernst, die ersten Erklärszenen muss ich mir gleich noch mal anhören)

Review

Der Schlüssel zu einer perfekt passenden Rezension ist es, so schnell wie möglich zu verstehen, worauf die Episode hinausläuft. Ist es eine Rumrenn-Folge, in der sich nach und nach die vergangenen Geschehnisse (äh… um die Schwachpunkte des Monsters) enthüllen? Oder ist es eeetwas klassischer und wir sehen mal eine experimentelle Geschichte ganz OHNE Monster oder Roboter? Quasi diesen neumodischen Kram aus den 60ern? Oder wird es gar eine dieser einfallsreichen Storys, in der der Doktor eine historische Persönlichkeit trifft und ihr beim Kartoffelschälen hilft, damit Napoleon am Ende besiegt werden kann?

Nun, nach ein paar Minuten konnte ich auf meinem Notizbuch genau festhalten, um was es sich hier handelt: “Es ist eine Geschichte von ein paar Figuren, die auf einem Raumschiff festsitzen, das von einem komischen Alien gefressen wird. Und weil das Alien an sich nicht interessant genug ist, geht es um schwangere Männer (= Haha! Emanzen-TV! Endlich sehen die Kerle mal, wie das ist!), um eine gute Ärztin ohne Selbstbewusstsein (= „Buhuu, ich kann nichts, weil ich eine schwache Frau bin, die am Ende publikumswirksam über sich hinauswachsen muss!“), um eine Kriegsheldin (= Kann man immer mal brauchen), einen dämlichen Androiden mit Reinschlag-Gesicht (= für das Reinschlag-Publikum), noch so einen besorgt-blassen Dude (= Gut für einen frühen Tod?) und halt die üblichen drei Schwafel-Komparsen am Doktreusen-Rockzipfel.“

Ihr lest es schon heraus… Wieder war ich nicht begeistert von der Konzeption. Ich brauche einfach keine (Pseudo-)Geschichten, die sich mit dem Erklären von Nebencharakteren beschäftigen, die als Kind zu oft mit dem Kopf in die Fritteuse gefallen sind. Ich gehe ja auch nicht in den nächstbesten Kindergarten und frage laut: „Torben? Ich würde gerne deine Hintergrundgeschichte hören! Wie bist du eigentlich zu dem plappernden, stürmischen Fünfjährigen geworden, den ich hier sehe?“

Ja, das Alien sah sehr „schön“ aus – was wohl auch der Grund ist, dass wir es so selten sehen und uns stattdessen mit den Befindlichkeiten der Knopfdruck-Crew auseinander setzen müssen. Die nenne ich übrigens „Knopfdruck-Crew“, weil sie der Who-Gefolgschaft bei jedem Trigger sofort ihre intimsten Geheimnisse verraten: „Ich bin besorgt wegen Dem-und-Dem und erwarte verzweifelt deinen unqualifizierten Spontan-Kommentar dazu.“ Eigentlich soll man Dialoge ja nicht so schreiben, als hätten alle Figuren Jahrzehntelang nur darauf gewartet, sich gegenüber ein paar dahergelaufenen Hauptrollen-Hoschis zu erleichtern. Denn auch, wenn es genug Gegenbeispiele gibt, so dürften Promis keinen Bock darauf zu haben, nur noch FÜR ihre rätselhaften Besucher da zu sein. Gerade in Krisenzeiten.

Apropos Krise: So langsam müssen wir doch mal auf die Performance von Jodie Whittaker zu sprechen kommen. Nach 5 Episoden interessiert mich ihre Darstellung des Doktors immer noch weniger als der Babybauch eines dahergelaufenen Douchebags. Wie sie ständig die LSD-induzierten Botschaften von immerwährender Hoffnung, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und ihrer eigenen Genialität aus ihren Grimassen rotzt, das ist mir definitiv ein paar Bluthochdrucke zu heftig. Kann die Tante nicht mal für ein paar Minuten still stehen und in ihre Seele blicken lassen? Anstatt manisch im Kreis zu rennen, sich masturbierend (aufgrund der durchaus gelungenen David-Tennant-Imitation) in den Schritt zu greifen und solch bedeutungsschangere Sätze zu sagen, wie: „Stell dir deine Lösung vor… Und lasse sie dann Realität werden!“ – Ist das hier eigentlich noch SF oder bereits ein Beratungshandbuch für antriebsschwache Hausfrauen?

Wobei ich zugeben muss, dass es in der zweiten Hälfte der Episode schon unterhaltsam wird. Es ist, als würde man einem Werbeblock mit brandneuer, gut gemachter Reklame zuschauen. Okay, die Produkte sind lediglich „Männliche Geburtswehen“, „Bombe loswerden“ und „Schlauer als alle anderen sein“, aber das flotte Tempo, die treibende Mucke und die hellen Schiffs-Flure holen aus der Episode immerhin noch das raus, was Michael Burnham seit einem Jahr nicht abgeliefert hat.

Dass das Pting-Wesen jedoch die gesamte Crew rettet, indem es die Bombe frisst(!) und bei der folgenden Explosion nur zufrieden rülpst, das fand ich dann schon etwas weit hergeholt (Äh, gibt es dazu eigentlich noch eine ANDERE Sichtweise?). Nichts gegen einen lustigen Twist, aber wenn man andere Genres herbeizitieren muss, um ein ernstes Problem zu lösen, dann wird meine (leider viel zu unweibliche) Sonic-Nudel gaaanz schnell gaaanz schlaff. Schließlich reicht es ja schon, dass die Doktreuse Superkräfte hat (wir erinnern uns, dass sie in der ersten Folge aus dem Weltraum auf die Erde gekracht ist – und überlebt hat), da müssen ihre Gegner ja nicht auch noch unzerstörbar werden, sobald es der Geschichte nützt. – Oder seht ihr das anders? Wenn ja, schreibt es in die Kommis. Und lasst ruhig auf Facebook ein Li… Hate da.

Dumm auch, dass man am Ende noch krampfhaft emotionale Szenen reinpopelte: Das Baby wird natürlich doch nicht zur Space-Adoption (oder wie das dort heißt) freigegeben, heißt dafür aber „Avocado“. Haha, ein Brüllergag für alle Zuschauer, deren Zwerchfell gerade so die Steven-Moffat-Ära überlebt hat. Und warum man erst NACH dem Tod eines Hauptcharakters anfing, dessen treuen Androiden zu charakterisieren (okay, der wurde schlecht behandelt und muss sich nun ausschalten), ist mir als Timing-Liebhaber jetzt auch eher schleierhaft.


Fazit

So sehr ich die CGI und das Schiffsdesign mochte, so leer und nichtssagend erscheinen am Ende des Tages all die Figuren. Statt sich hier auf 1-2 starke Sequenzen zu beschränken, machte man den Baby-Mann zum schwafelnden Volltrottel, die Pilotin zum Opferlamm mit Ansage und den Rest zum kommentierend-joggenden Beiwerk.

Zudem bleibt die Doktorin immer noch erschreckend blass. Da hilft es auch nicht, dass jede ihrer Erklär-Szenen mit süß triefender Hoffnungsmusik bespielt wird. Sonst würde anscheinend keiner kapieren, dass da gerade echtes Physiker-Gold („Positronen! Kommen aus der Maschine raus! Ich lieeebe sie!“) aus ihrem Erklärbär-Mäulchen kullert?


Bewertung: 2 von 5 TARDISse

 

 

 


Diese Review ist im Original auf Zukunftia.de zu finden!


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Daniel Klapowski
Redakteur
Daniel Klapowski ist Chef-Redakteur von Zukunftia.de, Klei— Feingeist und zudem ein weltberühmter Kenner auserlesener Weine unter zwei Euro. So lautet ein Auszug aus seiner legendären Sammlung von Trinksprüchen: „Fusel aus dem Karton so fein, hilft beim schnellen strulle sein. Prost!“.
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Daniel Klapowski

Daniel Klapowski ist Chef-Redakteur von Zukunftia.de, Klei— Feingeist und zudem ein weltberühmter Kenner auserlesener Weine unter zwei Euro. So lautet ein Auszug aus seiner legendären Sammlung von Trinksprüchen: „Fusel aus dem Karton so fein, hilft beim schnellen strulle sein. Prost!“.
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