CLASS
„DIE VERLORENEN“
„THE LOST“
Erstausstrahlung DE: 30. Mai 2017
Erstausstrahlung UK: 3. Dezember 2016
Drehbuch: Patrick Ness
Regie: Julian Holmes
Produktion: Patrick Ness, Steven Moffat, Brian Minchin
Miss Quill: Katherine Kelly
Charlie: Greg Austin
Ram: Fady Elsayed
April: Sophie Hopkins
Tanya: Vivian Oparah
Geschockt von den Wahrheiten, die sie beim Nachsitzen erfahren haben, trennt sich die Clique. Miss Quill hält währenddessen Winterschlaf. Doch sie ist eine tickende Zeitbombe, die bereit ist, sich zu rächen, sobald sie erwacht. Als die Shadow Kin zur Erde zurückkehren, um einen unerbittlichen Krieg zu führen, bleibt der Clique nichts anderes übrig, als sich wieder zusammenzutun. Corakinus ist entschlossen, Aprils Herz und das Cabinet of Souls in seinen Besitz zu bringen. Er droht sogar, alle Angehörigen und Freunde der Clique zu töten, um sein Ziel zu erreichen. Unsere Helden müssen sich den Shadow Kin noch ein letztes Mal stellen, um die Erde und sich selbst vor der Vernichtung zu bewahren. (Text: One)
Class schließt seine erste Staffel mit viel Auf- aber auch Vorbereitung ab. Im Finale der ersten Staffel erleben wir, wie rücksichtslos und unvorbereitet das Leben sein kann und was die Konsequenzen für unser Handeln sein können.
„The Lost“ beginnt relativ schonungslos und schließt da an, wo wir die Gruppe in der vorletzten (und genaugenommen auch der letzten) Folge verlassen haben – zerstritten und entfremdet. Durch diese Situation ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Gruppierung und so ist gerade Tanya im Zusammenspiel mit Miss Quill in dieser Folge eine gelungene Mischung. Der einstige Comic-Relief und die taffe Kriegerin ergänzen sich auf ungeahnte Weise ziemlich gut. Aber während Tanya und Quill diesen neuen Weg gehen, gehen Charlie und Mattheusz, sowie April und Ram genau entgegengesetzt wieder aufeinander zu. Wobei dies nur im Falle von Charlie und Mattheusz freiwillig und aus Sehnsucht heraus passiert und nicht wie bei Ram aus Verzweiflung.
Dieser musste kurz zuvor mit ansehen, wie ein Shadow Kin seinen Vater ermordet hat. Ohne Andeutungen, ohne Vorwarnung, mitten in der Szene erlebt der Zuschauer hier, genauso wie Ram, wie dessen Vater unwiderruflich und absolut „sinnlos“ getötet wird. Gerade in Anbetracht, dass Rams Vater von den Elternfiguren der Serie der einzige (lebendige) Sympath war, trifft es einen als Zuschauer doch noch mehr. Man fragt sich außerdem, was der arme Junge noch alles mitmachen muss. Erst wird seine Freundin vor seinen Augen getötet, dann erfährt er, dass seine große Liebe ihn nicht so sehr liebt und der Kreis schließt sich jetzt schon wieder mit dem Tod eines geliebten Menschen. Nicht verwunderlich, dass Ram in fast der kompletten Episode den Tränen nahe ist. Tanya macht unterdessen das gleiche durch mit ihrer Mutter, was mich allerdings, da ich die Mutter sehr unsympathisch fand, eher kalt ließ, aber was doch die entscheidende Wendung in Tanyas Charakter hervorbrachte, um danach relativ radikal zu denken (dass ihre Brüder ebenfalls fast gestorben wären, dürfte auch noch ausschlaggebend gewesen sein).
Auf der anderen Seite stehen Charlie und Mattheusz, die sich abermals ihre Liebe erklären und all die Zweifel wegdenken wollen (zumindest von Mattheusz‘ Seite aus). Nun erscheint es durchaus etwas erzwungen, dass gerade jetzt, wo Charlie Genozid und Waffeneinsatz betreiben will (und betreibt), Mattheusz keine Einwände hat, obwohl er doch vorher immer die Stimme der Vernunft war. Selbst Dorothea spricht dies an und wird dann von Mattheusz mit „Darüber sprechen wir später“ abgespeist – was zwar durchaus dafür spricht, dass sich Drehbuchautor Patrick Ness darüber Gedanken gemacht hat, aber auch, dass er womöglich keine gute Erklärung für diese Wende des Charakters hatte – sofern man es nicht mit „Es ist der letzte Ausweg“ erklären möchte.
Einen kleinen Einblick zu den Gouverneurs und viele neue Fragen bekommen wir auch, als Dorothea ihren Vorgesetzten Rede und Antwort steht. Offensichtlich gibt es eine Tür in der Coal Hill Akademie, für die Zeit und Raum keine Rolle spielt und die offensichtlich in eine andere Dimension führt. Hinter dieser Tür sehen wir einen großen Raum mit vielen Treppen und einigen Vorsprüngen, auf denen die Gouvernours – schicke Männer und Frauen in Anzügen – stehen und wie bei Gericht über die hereintretende Dorothea entscheiden. Wenig bis gar keine Fragen werden beantwortet, dafür neue aufgeworfen… Wer sind die Gouverneurs? Was wollen sie auf der Erde? Warum gerade die Coal Hill Schule? Warum haben sie Weeping Angels unter ihrer Kontrolle – und wie? Was ist ihr Plan? Und werden wir das alles je erfahren, wo die Quoten, bzw Downloadzahlen, der Serie nicht so gut sind, wie man hoffen könnte? Wenn es keine zweite Staffel von Class geben sollte, wo diese Fragen beantwortet werden, wäre das schon sehr traurig… (Außerdem würde es mich freuen, die Weeping Angels mal aus einer anderen Feder und mit anderen Leitmotiv als von Steven Moffat zu sehen.)
Am Ende muss Charlie das tun, was schon so oft in dieser Staffel angesprochen wurde und worum es eigentlich auch kein Umweg gab. Er muss das Kabinett einsetzen um die Shadow Kins zu töten – und somit die Seelen seiner eigenen Rasse auslöschen. Er tut dies auch, nicht ohne vorher April zu erschießen um freie Bahn zu haben (die durch das geteilte Herz mit Corakinus sowieso hätte sterben müssen). Mit hervorragender Musik ist die komplette Szenerie untermalt, von Charlies einschalten der Waffe, bis zum Auslöschen des gesamten Shadow Kin Planeten. Wunderbar untermalt die Musik, die durchaus an Murray Gold erinnert, diese dramatischen Ereignisse und setzt dem ganzen noch die Krone auf.
Etwas enttäuschend ist leider Miss Quill in dieser Folge. Obwohl nun mehrfach gesagt wurde, dass sie Rache nehmen wird, dass sie der pure Krieg ist, dass sie jetzt frei von Ketten ist – so tut sie doch nach wie vor, dasselbe wie zuvor: Sie rettet die Kinder und sorgt sich sogar. Für die Entwicklung von „Ich nehme jetzt Rache“ zu „Komm her Tanya, ich umarme dich“ ist definitiv zu wenig Zeit vergangen. Man könnte es jetzt mit Schwangerschaftshormonen erklären, oder mit der Läuterung, dass Quill ohne die Schüler nichts mit sich anfangen wüsste, aber gerade, dass sie Charlie am Ende sogar beisteht und ihm den Rücken stärkt, passt nicht zur vorher etablierten Charakterisierung, zumindest nicht in dem Tempo (Wobei ich durchaus das Argument des kleineren Übels gelten lassen würde).
Mit großen Bombast wird die Welt gerettet. Mit einigen Überraschungen die Gouverneurs (mehr oder weniger) enthüllt und am Ende gibt es auch noch einen Cliffhanger, mit April, die offensichtlich doch nicht tot sondern im Körper von Corakinus gefangen ist. Wie es weitergehen wird, erfahren wir hoffentlich in einer zweiten Staffel oder zumindest in Form von Büchern und Hörspielen. Zu dem jetzigen Zeitpunkt kann man nur sagen, dass Class eine meist hervorragende erste Staffel hervorgebracht hat, mit nur wenigen Ausbrüchen nach unten und ein sehr gutes Staffelfinale zeigte. Der große Storyarc wurde beendet und gleichzeitig genug eingestreut für zukünftige Geschichten, in welcher Form auch immer.
BEWERTUNG: 4 von 5 TARDISse
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