Doctor Who
„War of the Sontarans“
Erstausstrahlung DE: –
Erstausstrahlung UK: 7. November 2021
Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Jamie Magnus Stone
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Nikki Wilson
Der Doktor: Jodie Whittaker
Yasmin Khan: Mandip Gill
Dan Lewis: John Bishop
Während des Krim-Krieges findet der Doktor heraus, dass die britische Armee gegen eine brutale außerirdische Armee von Sontaranern kämpft. Yaz und Dan müssen inmitten des Ganzen um ihr Überleben kämpfen. Was ist dieser Tempel von Atropos und wer sind die Mouri?
Ja, da hatte das kurze Einstreuen der Sontaraner in der letzten Folge ja tatsächlich den Sinn, dass kurz darauf eine Sontaraner zentrierte Folge erscheint – wer hätte das gedacht? Denn im Flux geht es tatsächlich weiter mit dem Krieg der Sontaraner. Aber gegen wen führen die Kartoffelköpfe denn genau Krieg? Natürlich gegen die Menschen! Und zwar zu allen Zeiten! Aber erst mal müssen wir ja den Cliffhanger der letzten Folge auflösen. Wir erinnern uns: Der Flux hat die TARDIS samt ein- bzw. zweiherzigem Inhalt verschlungen und wir haben ja gelernt, dass der Flux alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Nun scheint dem doch nicht so zu sein …
Nach einer kurzen träumerischen, in Schwarz-Weiß gehaltenen Vision des Doktors von einem heruntergekommenen schwebenden Holzhaus im Wald (was übrigens das optisch Ansprechendste in dieser Folge ist. Schade, dass nicht die ganze Folge in Schwarz-Weiß gedreht wurde), finden sich der Doktor, Yaz und Dan auf einem verlassenen Schlachtfeld wieder. Hier wird auch direkt die toughe schwarze historische Frau in die Handlung geschmissen, denn offensichtlich befindet man sich im Krimkrieg, wo natürlich Mary Seacole nicht fehlen darf. Doch sie finden keinen Krieg mit Russland vor, denn es stellt sich heraus, dass Russland (und China) gar nicht (mehr) existieren. Stattdessen wird hier das Reich „Sontar“ bekämpft. Ein wenig erinnert das Szenario an Kriegsspiele, wenn auch nur im ersten Moment und keinesfalls in der Qualität oder Ausführung. Die geklonten Kartoffelköpfe haben es irgendwie geschafft, die Erdgeschichte zu verändern und sind nun die treibende Kraft im Krimkrieg. Ihnen stellt sich der natürlich völlig vertrottelte General Logan, der als Abziehfigur eines Armeeanführers dem Zuschauer direkt klar macht, dass er als Autoritätsperson gar nichts taugt, weil ja eh nur dumme Leute Krieg führen würden, entgegen. Wer direkt durch die Charakterisierung des Generals die Vorahnung hat, dass dies noch zum Konflikt mit dem pazifistischen Doktor führen könnte, der soll am Ende der Folge auch recht behalten. Doch bevor es dazu kommt, werden Dan und Yaz erst mal aus der Handlung genommen, da ihre Vortex-Energie vom Reisen in der TARDIS mit der Flux-Energie kollidiert und sie so irgendwie aus der Zeit reißt und irgendwo in Raum und Zeit auftauchen lässt. Warum? Weil … irgendwie mussten die ja da hinkommen.
Und das „da“ ist für Dan nichts anderes als sein Zuhause in Liverpool. Allerdings scheint etwas nicht zu stimmen, denn die leeren Straßen und verschreckten Einwohner erwecken einen unwirklichen Eindruck auf Dan, der aber nicht lange warten muss, um auf vertraute Gesichter zu stoßen, die ihn aufklären können. Auftritt: Mama und Papa Lewis. Die zwei schrulligen, aber nicht unsympathischen Rentner klären ihren Sohnemann dann auch direkt auf, was inzwischen auf der Erde vorgefallen ist. Denn nicht nur die Vergangenheit ist mit Kartoffelklonen verseucht, sondern auch die Gegenwart. Die Sontaraner haben die Erde im Griff, da sie sich, bevor die Lupari das Schutzschild um die Erde formen konnten, ungesehen mit ihrer Flotte dort eingenistet haben und sich nun in der Zeit austoben, um … um was eigentlich zu tun? Naja, um den Plot zu rechtfertigen, warum Sontaraner im Krimkrieg sind. Mit einem Wok bewaffnet will es Dan dann auch direkt mit Sontaranern aufnehmen und schleicht sich auf deren Basis ein, die offensichtlich das CGI-Budget der vorherigen Folge gefressen hat.
Doch das ist nicht die einzige Basis, denn in der Vergangenheit spielt sich nahezu zeitgleich dasselbe Szenario ab. Im Hotel der Mary Seacole findet der Doktor heraus, dass sie dort einen verwundeten Sontaraner pflegt – was sich gut trifft, da der Doktor ja ein paar Fragen an diesen hat. Leider, anders als es das tolle neue Design der Sontaraner vermuten lässt, sind die Kartoffelköpfe hier doch eher wieder als Comic Reliefs wie in der neuen Serie angelegt, statt ernst zu nehmender, wie in den klassischen Folgen. Der definitiv von Dan Starkey gespielte Sontaraner lässt sich natürlich direkt vom Doktor austricksen, die ihn freilässt, damit dieser sie (und Mary Seacole) zur geheimen Kartoffelbasis bringt. Hätte er das mal nicht getan. Denn als Dank wieder im Reich der Kartoffeln angekommen zu sein, wird er auch direkt von seinem Vorgesetzten hingerichtet und zwar unerwartet brutal für Doctor Who-Verhältnisse, was durchaus zur Atmosphäre beiträgt, die sich hier entwickelt.
Was macht Yaz eigentlich in der Zwischenzeit? Diese hat die praktische Flux-Vortex-Fusion an einen anderen Ort gebracht – zufälligerweise denselben Ort, an dem auch Vinder mit seiner Notkapsel bruchlandet und der, wie sich herausstellt, nicht nur wichtig für die Handlung der Folge/Staffel ist, sondern auch Ziel von Swarm und Azure ist. Na, wenn das alles Mal kein Zufall ist. Aber sie sind nicht die Einzigen dort, denn zwischenzeitlich trifft Yaz auch noch auf den Tunnelgräber Joseph Williamson, der dort mysteriös murmelnd und aggressiv cholerisch durch die Gänge schreitet, als wäre es das normalste für ihn, vom Liverpool des 19. Jahrhunderts im Weltraum der Zukunft zu landen. Aber eine Erklärung für dieses Aufeinandertreffen bleibt uns die Folge eh schuldig. Lieber werden neue Mysterien gestartet. So bittet eine fliegende Alexa erst Vinder und später Yaz darum, dass sie zu Hilfe kommen sollen, um etwas zu reparieren. Natürlich behauptet Yaz auch, dass sie dazu in der Lage ist, denn wenn der Plot es verlangt, kann sie ja schließlich alles. Was repariert werden soll, ist allerdings dann doch etwas befremdlich. Da stehen mehrere Gestalten im Kreis auf einem Podest und regen sich nicht. Zwei dieser Gestalten scheinen allerdings defekt zu sein. Zwei. ZWEI. Wer jetzt richtig gezählt hat, wie viele Personen dort anwesend sind, der sollte recht schnell drauf kommen, wohin die Reise geht.
Für Dan und den Doktor geht die Reise trotz zeitlicher Entfernung gemeinsam weiter. Denn zusammen (mit Karvanista) schmieden sie dank Zeit-Raum-Skype der sontaranischen Raumschiffe einen Plan, um die Sontaraner vernichtend zu schlagen. Dumm nur, dass sich der Doktor dafür mit der britischen Armee zusammen tun musste, die direkt die Chance nutzt, um innerhalb von Minuten (!) und ungesehen (!!!) das sontaranische Lager zu infiltrieren und alle Raumschiffe mit Tonnen von Dynamit zu zerstören – ohne Rücksicht auf Kartoffelleben. Obwohl für jeden Zuschauer dieses oder ein ähnliches Ergebnis seit der Einführung des britischen Generals klar war, reagiert der Doktor natürlich sehr betroffen über diese unnötige Tötungsaktion. Das ist ja fast, als befänden sich die Menschen … ich weiß nicht … im Krieg? Egal, die Sontaraner werden geschlagen und der Doktor und Dan landen schließlich auch irgendwie aufgrund einer Fehlfunktion der TARDIS, deren Konsolenraum sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde und offensichtlich nicht mehr weiß, wo die Türen hingehören, wie viele Türen sie überhaupt hat und wann das letzte Mal jemand die Spinnweben weggeputzt hat, im Tempel der fliegenden Alexas, wo sie auf Swarm und Azure treffen. Und natürlich gibt Swarm hier direkt wieder bedeutungsschwangere, aber inhaltslose Floskeln von sich, wie böse er doch ist, wie wenig der Doktor was gegen ihn ausrichten kann und was für einen genialen Plan er doch hat, um … um … um irgendwas mit dem Flux zu tun.
Der große Cliffhanger dieser Folge ist dann, dass Vinder und Yaz als neue Figuren für die defekten herhalten müssen (WER HÄTTE DAS GEDACHT?) und Swarm in bester Thanos-Manier und mit einem Fingerschwippen die Verzweiflung des Doktors heraufbeschwören will, denn es passiert … Abspann! Eines muss man dem Flux lassen, die Cliffhanger sind interessanter als alles, was in den Folgen passiert. Wenn die Auflösungen da nur mithalten könnten, aber – Spoiler!
Fazit
Oh je, in dieser Folge funktioniert nahezu gar nichts. Die gesamte Sontaraner-Storyline wirkt wie ein Drehbuch, welches schon vor dem Flux existierte und nun so umgeschrieben wurde, damit man diese zwei Storylines irgendwie verbinden kann. Das ist auch das große Problem der Folge, denn wo die Story um den Flux tatsächlich irgendwie weiterhin neugierig macht, ist alles mit den Sontaranern ziemlich langweilig und dämlich. Man merkt, dass auch das Setting der Krimkriege nur genutzt wurde, um Mary Seacole in die Handlung schreiben zu können, die als austauschbare toughe schwarze Frau auch jede andere Abziehfigur eines Diversitätscharakters hätte sein können. Vermutlich stammt die Grundidee der Folge aus derselben Zeit, in der auch Rosa Parks in der Serie verwurstet wurde. Beide Figuren hätten aufgrund ihrer historischen Wichtigkeit durchaus fähigere Autoren gebraucht, um sie sinnvoll für Doctor Who zu nutzen. Aber sei es drum. Kann die Folge irgendwas retten? Was gibt es für Pluspunkte? Nun, sie sah recht nett aus, sowohl von den Settings als auch den Effekten. Die Kostüme (die Lupari mal ausgeklammert) waren gut und die CGI der direkten Vorgängerfolge weit überlegen. Auch der Humor, gerade im Dialog mit Dan und Karvanista funktioniert an einigen Stellen sehr gut. Davon ab bleibt aber nicht viel übrig. Die eine Hälfte der Folge verbringt ihre Zeit mit einer langweiligen Sontaraner-Füller-Geschichte, die andere Hälfte existiert nur, um irgendwie im Flux weiter zu kommen, ob es Sinn ergibt, dass die Charaktere da sind und das tun, was sie tun, oder nicht. Definitiv ein Rückschritt zur Vorwoche, trotz weniger Plotpoints (oder gerade deswegen?)
Bewertung: 1 von 5 TARDISsen
Ja, definitiv keine gute Folge. Ein Flickwerk von Ideen und schlechten Charakteren. Ich würde 0,5 Punkte geben. Der halbe Punkt für das Design der Sontarans und dem Wok.
Die ganze Staffel ist fürn Arsch.