CLASS
„EIN METAPHYSISCHER AUSFLUG“
(„THE METAPHYSICAL ENGINE, OR WHAT QUILL DID“)
Erstausstrahlung DE: 23. Mai 2017
Erstausstrahlung UK: 26. November 2016
Drehbuch: Patrick Ness
Regie: Wayne Che Yip
Produktion: Patrick Ness, Steven Moffat, Brian Minchin
Miss Quill: Katherine Kelly
Charlie: Greg Austin
Ram: Fady Elsayed
April: Sophie Hopkins
Tanya: Vivian Oparah
Während die Clique nachsitzen muss, macht Dorothea Miss Quill ein verblüffendes Angebot: Sie will ihr helfen, Arn – den Parsiten – aus ihrem Kopf zu entfernen, sodass sie ihre Freiheit wiedererlangt. Gemeinsam mit Gestaltenwandler Ballon reist Miss Quill in einer metaphysischen Maschine in außergewöhnliche und gefährliche Welten. Dabei sammelt sie Materialien, die für ihre lebensverändernde Operation notwendig sind. Nachdem sie die schwere Operation überstanden hat, muss Miss Quill einen Weg zurück zur Erde finden. Die neue Miss ist bereit, in den Krieg zu ziehen. (Text: One)
Man kann bei „The Metaphysical Engine, Or What Quill Did“ eigentlich schon von dem zweiten Teil eines Zweiteilers sprechen. In dieser Folge erfahren wir nämlich, was Miss Quill in der Zeit erlebt hat, während die Schüler in der letzten Folge nachsitzen mussten.
Beim letzten Zweiteiler habe ich angemerkt, dass es für Class nicht funktioniert, wenn die Schüler aus ihrem gewohnten Setting herausgerissen werden und sich in fremden Welten zurechtfinden müssen. Dabei bleibe ich. Allerdings hat der völlige Bruch des Settings für Miss Quill hervorragend funktioniert. Die gesamte Reise, die verschiedenen Welten, die Figuren die auftauchten, all das war im Kontext Class wunderbar stimmig und fühlte sich trotzdem eher wie eine Doctor Who Episode an.
Der charakteristische Grundkonflikt dieser Folge, das Misstrauen der beiden Soldaten, Quill und Ballon, die sich dann schließlich zueinander hingezogen fühlen und im Anschluss gegen ihren Willen auf Leben und Tod kämpfen müssen, fügt sich wunderbar in die Charakterisierung Miss Quills ein, erscheint aber doch etwas sehr übereilt. Da hilft auch ein „Die Zeit läuft hier anders ab“ nicht aus, um das Gefühl loszuwerden, dass hier eine Storyline in 45 Minuten gequetscht wurde, die wunderbar auch im anderen Kontext als Staffel-Arc funktionieren könnte. Ein großes Plus hierbei ist allerdings die hervorragende Chemie der beiden Darsteller, die zu keiner Zeit aufgesetzt wirkt.
Eine andere Charakteristik betrifft Dorothea. Obwohl man auch hier wieder am Ende nicht weiß, woran man ist, wie sicher sie sich ihrer ist, was von dem, was sie sagt, wahr und was reiner Kalkül ist, glänzen während der Folge immer wieder diverse Äußerungen auf, die Dorothea von der allwissenden Strippenzieherin zur unerfahrenen Mittelsfrau degradieren. Natürlich hat sie immer noch mehr Wissen als Quill und die Zuschauer, aber sie scheint nur der Tropfen auf dem heißen Stein der Gouveneurs zu sein. Anders kann man ihre Aussagen wie „Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil sonst keiner wollte“, „Das ist mein erstes Mal, alles andere waren Simulationen“ und natürlich „Ich darf die Gouveneurs nicht enttäuschen mit diesem Auftrag“ nicht interpretieren.
Dramatisch und drastisch wird gezeigt, wie Miss Quill den „Arn“ aus ihrem Kopf los wird. In einer ehrlichen Visualisierung, wie man sie seit der ersten Episode „For Tonight we might die“ nicht mehr gesehen hat. Der Stich ins Auge, das Herausreißen der Lebensform durchs Gesicht und die dort entstandene Wunde waren schon deutlich auf einem höheren Gore-Niveau, als man es aus dem Whoniversum gewohnt ist. Ein wenig befremdlich wirkte im Anschluss nur die magische Heilung durch das Blut eines Gottes.
Womit wir zu einem Punkt kommen, den ich einfach nicht in gut oder schlecht einordnen kann – Das Prinzip der metaphysischen Reise. Ich nehme es, wenn ich es sehe als gegeben hin. Mich stört es auch im Kontext der Serie nicht, aber so ganz überzeugt bin ich von dem Konzept dieser Reise nicht. Obwohl mir die Art der Darstellung und Grundidee gefällt, finde ich dieses „Wir brauchen magische Zutaten! Dafür reisen wir schnell mal mit unserer Spar-TARDIS durch diverse Fantasiewelten, die es vielleicht, vielleicht aber nicht gibt und beginnen eine Schnitzeljagd indem wir diverse Gottheiten, die es ebenfalls vielleicht aber vielleicht auch nicht gibt, besiegen müssen – und das Ganze funktioniert vielleicht, vielleicht aber auch nicht, nur, wenn man auch daran glaubt… oder eben nicht“ extrem unbefriedigend. Das bereitet mir alleine beim drüber nachdenken Kopfschmerzen und wirkt deswegen auch etwas unglaubwürdig. Andererseits gefällt mir halt der Ansatz, deswegen kann ich einfach kein befriedigendes Urteil fällen.
Miss Quill ist jetzt der personifizierte Krieg, der sich von seinen Ketten lösen konnte. Sie schwört auf Rache und deutet auch an, dass sie Charlie ans Leder will (den sie trotzdem noch rettet und sich stolz als „geheilt“ präsentiert). Wie sich ihre Geschichte zu den Schülern jetzt noch entwickelt und ob es eine Auflösung für die Gouveneurs gibt, die scheinbar sogar UNIT zuvorkommen in diversen Angelegenheiten, erfahren wir dann hoffentlich im Staffelfinale, in der nächsten Woche.
Eine schöne Folge, die nur bedingt schwächer als der direkte Vorgänger ist, aber durch viele tolle Settings und glaubhaften Charakterisierungen überzeugt. Ebenfalls gefällt die Nähe zu Doctor Who und auch die vielen kleinen Anspielungen auf die Mutterserie, wie die Zygonen oder UNIT. Kein Zeichen von „Ruhe vor dem Sturm“ und somit ein perfekter Einklang zum Finale.
BEWERTUNG: 4 von 5 TARDISse
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