CLASS
„BLUTHUNGER“
(„BRAVE-ISH HEART“)
Erstausstrahlung DE: 2. Mai 2017
Erstausstrahlung UK: 12. November 2016
Drehbuch: Patrick Ness
Regie: Philippa Langdale
Produktion: Patrick Ness, Steven Moffat, Brian Minchin
Miss Quill: Katherine Kelly
Charlie: Greg Austin
Ram: Fady Elsayed
April: Sophie Hopkins
Tanya: Vivian Oparah
April kämpft sich durch das Reich der Shadow Kin. Sie weiß, dass es kein Zurück mehr gibt: Sie muss Corakinus besiegen. Zeitgleich verbreiten sich Blütenblätter lawinenartig auf der Erde. Sie drohen den Planeten zu vernichten. Aus diesem Grund zwingt die neue Schuldirektorin, Dorothea, Charlie zu einer transformierenden Entscheidung. Miss Quil hat allerding ganz andere Pläne mit Charlie.Während Charlie zusammen mit Matteusz und Tanya versucht, die Vernichtung der Menschheit durch die Blütenblätter zu verhindern, stellt April sich der furchteinflößenden Macht von Corakinus … und das Lichtjahre entfernt von zu Hause! (Text: One)
Im zweiten Teil dieses Zweiteilers führt Class die Geschichte ohne beirren fort, schwächelt aber durchaus an so manchen Punkten, die man eventuell hätte vermeiden können.
Bisher hatte man bei Class immer den Eindruck, dass die gesamte Truppe benötigt wird um eine Bedrohung zu bekämpfen. Obwohl die bisherigen Folgen auch klar jedesmal einen anderen Charakter im Fokus hatten, so standen sie am Ende immer gemeinsam dem Übel gegenüber. Es hatte der Serie gut getan, dass sich hier nicht auf eine Hauptfigur versteift wurde, sondern alle glänzen konnten. In „Brave-ish Heart“ hingegen fährt man eine ganz andere Schiene. Charlie und Matteusz sehen sich der neuen Schulleiterin Dorothea und Miss Quill gegenüber, die beide wollen, dass Charlie die Massenvernichtungsmaschine benutzt, welche die Seelen aller Rhodianer in sich trägt, während Tanya überwiegend mit Aprils und Rams Eltern zu tun hat. Alle zusammen bekämpfen die gefährlichen Blütenblätter, während Ram und April sich als Rambolina und ihr First Gentleman durch den Planeten der Shadow Kins kämpfen. So viele verschiedene Anhaltspunkte, die zwar am Ende zueinander laufen, aber nie wirklich konsequent wirken.
Schon alleine das Setting, welches die Hälfte dieser Folge bestimmt, der trostlose, dunkle, Vulkanplanet der Shadow Kins, ist ein Punkt, welcher der Folge nicht gut tut. Was Class bisher ausmachte, waren die Down-to-Earth Geschichten. Das Setting, welches beschützt werden musste. Die Heimat. Festgemacht an der Schule und das Drumherum. Der Serientitel „Class“ kommt nicht von ungefähr. Das hat bisher wunderbar funktioniert und wirkte einen starken Kontrast zur Mutterserie aus, die eben kein festes Setting hat. Hierbei zeigt sich dann nun auch, warum dieser Fokus auf die Schule ein Segen für die Serie ist – denn herausgerissen, in eine fremde Welt geworfen, zusätzlich mit Superkräften ausgestattet und allwissend, wirkt der Handlungsstrang um April (und Ram) ziemlich deplatziert und konstruiert. Noch dazu ist das Ganze, im Vergleich zu den bisherigen Folgen, um so viele Ebenen „epischer“ dargeboten, dass es sich eher wie ein Serien-, bzw, Staffelfinale anfühlte und die Frage bleibt: Was soll danach noch kommen?
Der Handlungsstrang um die Blütenblätter wirkte dann ebenfalls nicht wirklich ausgereift. Über die Blüten erfährt man nichts neues und im Endeffekt wirkte es einfach so, als brauchte man nur irgendetwas für alle, die gerade nicht gegen die Shadow Kins kämpfen, um irgendwas zu tun zu haben. Hatte man in der letzten Folge noch das Gefühl, dass da noch mehr kommt, eben weil diese Bedrohung in der Erzählung so unter gegangen ist, wurde man hier enttäuscht. Es blieb dabei und der einzige Punkt, an dem man sich jetzt dranhängen könnte, war, dass man einen Konflikt brauchte um Charlie und Miss Quill mit der rhodianischen Waffe in eine Position zu setzen. Es hätte alles sein können. Man hat sich für fleischfressende Blütenblätter entschieden, aber es bleibt einfach ein „es hätte alles sein können“.
Ebenfalls negativ fiel der Vater von April in dieser Folge auf. Obwohl der Darsteller durchaus sympathisch wirkt (etwas was mir sehr gut gefiel, weil hier eine Figur, die eigentlich negativ behaftet ist, jemand, der wegen versuchten Mordes verurteilt wurde, Sympathien weckt), darf man die Geschichte der Figur nicht vergessen. Aprils Vater hat in mehreren Momenten einen solchen Comic-Relief Charakter, dass es schon fast weh tat. Fast wie ein Clown hangelte er sich durch so manche Szenen – das übrige Tat die recht hohe, gebrochene Stimme, die fast klang wie vom englischen Johann König. Das kann man machen, wenn man die Situation auflockern möchte, aber dafür sollte man doch eher etablierte Charaktere wie Tanya benutzen, die halt eben so charakterisiert ist (und mit „Bin ich froh, dass meine Mutter nicht dabei ist“ den Lacher der Folge ablieferte) – und keinen Mörder (auch wenn es beim Versuch blieb). Dabei hatte die Figur auch Glanzmomente, als er z.B. April sagte, dass sie nicht so sein darf wie er, da nicht mal er selbst so sein will, wie er ist. Das sind diese Entwicklungen und Spannungen in den Charakteren, die ich bisher in dieser Serie so gut gefunden habe. Selbstreflektierend und voll von Reue. Er muss mit sich selbst und seiner Tat leben. Darum fallen die komödiantischen Szenen so sehr aus dem Raster. Aber hey, zumindest gab es diesmal keinen Aliensex…
Was man der Folge ebenfalls nicht abkauft, ist der Kampf zwischen April und Corakinus. Ich lasse stehen, dass April mit Kräften der Shadow Kins ausgestattet ist. Ich lasse stehen, dass sie vor Wut und Adrenalin überschäumt. Ich lasse stehen, dass sie verzweifelt ist. Aber das alles erklärt nicht, wie ein Teenager Mädchen, ohne praktische Kampferfahrung, ein zwei Meter hohes, muskelbepacktes Kriegeralien besiegen kann. Schmerzhaft fühlte man sich hier an Erzählkniffe aus der vierten New Who Staffel erinnert, wo aus Donna Noble, der unnützen und unfähigen Tippse aus Chiswick plötzlich das fast gottgleiche Wesen „Doktor Donna“ wurde, weil sie etwas Time Lord DNA abbekommen hat. Es wirkte sehr unglaubwürdig, wenn es auch emotional gut dargestellt wurde.
Was bleibt am Ende? Charlie hat die Maschine natürlich nicht benutzt, da die Schatten in letzter Sekunde zur Rettung kamen und die Blütenblätter beseitigt haben… Deus Ex Opacitas? Naja so ganz stimmt das nicht, zumindest war die Bekämpfung durch die Schatten schon vorher erwähnt worden. Dorothea hat das letzte Wort. Sie sagt, sie hätte die ganze Zeit alles im Griff gehabt und wollte nur sehen, wie es ausgeht. Miss Quill soll den Chip im Kopf verlieren um kein gefangener Sklave mehr zu sein und April ist wieder ganz die alte, nachdem Corakinus die Verbindung zu ihr wieder zerstört… Irgendwie fast ein Status Quo, der aber nicht ganz Rund von statten ging.
Man kann ein Fazit zu dieser Folge irgendwie mit der Entscheidung vergleichen, die Charlie hatte. Mehrere Wege, keiner gefällt so wirklich und überzeugend ist was anderes. Obwohl im Großen und Ganzen die Story befriedigend beendet wurde, wirkte es eben doch zu inkonsequent bei vielen Punkten. Man kann nur hoffen, dass in den weiteren Folgen wieder ein anderer Fokus liegt. Eine ausreichende, durchaus unterhaltsame, aber nicht überragende Folge.
BEWERTUNG: 2,5 von 5 TARDISse
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