DOCTOR WHO
“BÖSER WOLF”
(“BAD WOLF”)
Erstausstrahlung DE: 25. Mai 2008
Erstausstrahlung UK: 11. Juni 2005
Drehbuch: Russell T Davies
Regie: Joe Ahearne
Produktion: Russell T Davies, Julie Gardner, Phil Collinson
Der Doktor: Christopher Eccleston
Rose Tyler: Billie Piper
Captain Jack Harkness: John Barrowman
Wer meint, die Menschheit würde sich weiterentwickeln, der wird in dieser Folge eines Besseren belehrt. Und so manchen Fernsehsender mag es freuen, dass „Big Brother“ ein Format mit Zukunft ist. Spoiler voraus!
Den Doktor und seine Begleiter verschlägt es erneut auf Satellite 5, diesmal allerdings ziemlich unerwartet. Hundert Jahre sind vergangen, seit er die Geschichte der Menschheit vermeintlich wieder in richtige Bahnen gelenkt hat. Tatsächlich aber sind die Leute jetzt noch weit schlechter dran, denn auf der ganzen Station werden Gameshows aufgezeichnet, mit denen ihre Gehirne mehr oder weniger weichgespült werden. Die Teilnehmer spielen um ihr Leben, wer verliert, wird kurzerhand „disintegrated“. Auch der Doktor, Rose und Jack landen in verschiedenen Gameshows.
Hui, ich bin beeindruckt. Immer noch und wieder. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich diese Folge das erste Mal sah, mein allererstes „Doctor Who“-Finale, es war was Besonderes. Was hier wirklich gut gelungen ist, ist dieser radikale Bruch innerhalb der Erzählung, der dafür sorgt, dass zum Ende hin wirklich Horror entsteht. Es beginnt etwas albern mit dem Doktor im „Big Brother“-Haus, Jack beim Umstyling und Rose bei einer Quizshow, und schlägt dann jäh um, als sich herausstellt, dass die Verlierer dieser Spiele getötet werden. Der plötzliche Tod von Rose tut ein übriges, und trotz der Erleichterung, dass sie noch lebt, ist der Cliffhanger mit den endlos, endlos vielen Dalek-Schiffen einfach nur groß. (Auch wenn wir heute schon wieder an dem Punkt sind, dass wir uns ein etwas kleineres und intimeres „Doctor Who“ wünschen, damals fand ich das einfach großartig.)
Bad Wolf also. Nachdem wir beim letzten Mal noch vom Doktor darauf hingewiesen wurden, für den Fall, dass wir es tatsächlich verpennt haben sollten, stehen wir nun kurz davor zu erfahren, was es damit wirklich auf sich hat. Ich will nicht so tun, als müsste ich noch spekulieren, um aber niemandem die Vorfreude zu nehmen, der die Folgen noch nicht kennt, werde ich darüber auch wirklich erst beim nächsten Mal sprechen. Im Augenblick jedenfalls sieht es so aus, dass die Daleks die Geschichte der Menschen manipuliert haben, den Grund erfahren wir hier nicht, auch wenn zu vermuten steht, dass sie damit einfach nur den Doktor ärgern wollten. Sie sind die sogenannte Bad Wolf Corporation und haben im „Controller“ eine Marionette, die dieses Gameshow-Konglomerat irgendwie zusammenhält. Hinterfragen wir das nicht, der Anblick der Dame erinnerte mich an den Film „The Minority Report“, nur, dass sie hier ein sehr viel unrühmlicheres Ende nahm.
Was ich an dieser Folge vielleicht sogar am besten fand, ist die Tatsache, dass sie auf „The Long Game“ zurückgegriffen haben. Ich weiß, dass ein paar Leute meinen, es wäre irgendwie sinnvoller gewesen, die Folge bei der Ausstrahlung an die Stelle von „Boom Town“ zu setzen, aber diese Pause tut denke ich ganz gut, um auch dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass etwas Zeit vergangen ist. Außerdem wäre die Erkenntnis des Doktors, dass er für diese Misere verantwortlich ist, nicht halb so schockierend, wenn das alles erst in der Folge davor geschehen wäre. Auch die gewachsene Beziehung zwischen dem Doktor und Rose wird erneut thematisiert, als sie mutmaßlich gestorben ist und er auf einen Schlag völlig passiv wird. Ich weiß, es ist im Grunde Unsinn, weil er schon jede Menge Companions hatte, aber wieso sollte es das leichter machen, einen auf so grausame Weise zu verlieren? Das hätte vielleicht sogar noch viel mehr emotionale Kraft, wenn daraus keine Liebesgeschichte geworden wäre.
Bad Notes. Ehrlich gesagt finde ich es reichlich unglaubwürdig, dass sich Gameshow-Formate von heute bis in so ferne Zukunft halten. Ich meine, wir haben heute ja auch keine Gladiatorenkämpfe mehr. Jack hat ’ne Pistole im Arsch versteckt, auf dieses Bild hätte ich gerne verzichten können. Der Doktor auf Lyndas Frage, wie er sich hundert Jahre so gut gehalten hat: „I moisturise.“ Die Musik in der Folge war teilweise eine Zumutung, war das Absicht? „Do you mind flirting outside?“ – „I was just saying hello.“
„But you have no weapons! No defences! No plan!“ – „Yeah! And doesn’t that scare you to death?“ Definitiv ein Cliffhanger, der zum Weitergucken animiert!
BEWERTUNG: 5 von 5 TARDISse
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