TORCHWOOD
„Wie alles begann“
(„Everything Changes“)
Erstausstrahlung DE: 11. März 2009
Erstausstrahlung UK: 22. Oktober 2006
Drehbuch: Russell T Davies
Regie: Brian Kelly
Produktion: Russell T Davies, Julie Gardner, Richard Stokes, Chris Chibnall
Captain Jack Harkness: John Barrowman
Gwen Cooper: Eve Myles
Ianto Jones: Gareth David-Lloyd
Owen Harper: Burn Gorman
Toshiko Sato: Naoko Mori
Rhys Williams: Kai Owen
Gwen Cooper, eine Beamtin der Polizei von Cardiff, wird am Tatort eines Mordes Zeugin eines unglaublichen Vorgangs: Vier Personen, die einer mysteriösen Spezialeinheit namens „Torchwood“ angehören, erwecken die Leiche für einige Minuten wieder zum Leben, um so den Namen des Mörders zu erfahren. Ungläubig und zugleich fasziniert beschließt Gwen herauszufinden, wer oder was hinter Torchwood steckt. Sie gibt sich als Pizza-Lieferantin aus und versucht so in das schwer bewachte Hauptquartier der Einheit, das „Torchwood-Institut“, zu gelangen. Ihre notdürftige Tarnung wird dort zwar sofort durchschaut – dennoch empfängt man die Polizistin durchaus nicht unfreundlich. Der Torchwood-Befehlshaber Captain Jack Harkness nimmt sich sogar die Zeit, Gwen bei einem gemeinsamen Bier Sinn und Zweck der Einrichtung zu erläutern: Torchwood ist auf die Bekämpfung außerirdischer Invasoren und anderer Gefahren aus den Tiefen des Weltalls spezialisiert. Ganz nebenbei schüttet Harkness ein selbst entwickeltes Präparat in Gwens Drink, das bewirken soll, dass sie alles Gehörte wieder vergisst. Das Mittel wirkt zwar zunächst wie geplant, allerdings erscheint vor Gwens geistigem Auge immer wieder ein Bild der Tatwaffe. Gwens Neugier ist damit wieder geweckt, und so gelingt es ihr schließlich, die Verbindung zwischen dem Mord und dem Torchwood-Institut zu rekonstruieren. Gwen ahnt nicht, dass sie damit ins Visier von Harkness’ Stellvertreterin Suzie Costello gerät. Diese beschließt, die unliebsame Mitwisserin kurzerhand aus dem Weg zu räumen, um das Geheimnis von Torchwood zu bewahren … (Text: RTL II)
Anmerkung: Diese Review wurde ursprünglich 2008 veröffentlicht. Sämtliche zeitorientierten Diskrepanzen und/oder altbackenen Anspielungen sind mit einem Lächeln zu genießen.
„Torfholz oder wie?“ – Ist Doctor Who in Deutschland schon ein recht unbekannter… Unbekannter, so kann man Torchwood wohl nur noch mit einem lokalen Bürgermeisterkandidaten der NPD gleichsetzen. Der dunklere Serien-Ableger startete bereits 2006 in Großbritannien und konnte sich dort bislang nicht gegen den Doktor durchsetzen. Was aber auch niemand erwartet hatte. In den USA sah das schon ganz anderes aus. Aber da ist Licht-aus-Mystery mit schönen Menschen und anderen Haargelmonstern ja quasi tief in der Kultur verwurzelt. Wir rezensieren ab heute die gesamte erste Staffel…
Torchwood
Torchwood ist eine von mehreren Geheimorganisationen, die es sich zum Ziel gemacht haben, Alieneinflüsse zu reduzieren und entsprechendes Equipment im Keller zu sammeln. Es gibt und gab mehrere Torchwood-Zellen. Torchwood 4 ist allerdings spurlos… öh… verschwunden, was mich irgendwie frappierend an „Babylon 4“ erinnert. – TW hat natürlich auch die modernste Ausstattung, die allerdings nur nach und nach zum Vorschein kommt, oder nach Anwendung erst mal wieder vergessen wird. So erfahren wir beispielsweise in Folge 12, dass man den „Rift“ (= mysteriöser Zeit- und Dimensionsübergang in Cardiff, mit dem allerlei Blödsinn erklärt werden kann) mit einer schnackeligen Maschine manipulieren kann…
Captain Jack Harkness
Der Leiter von Torchwood, Captain Jack Harkness, ist ein Zeitreisender aus der Zukunft, der dann auch noch unsterblich ist. In brenzligen Situationen bietet er sich somit gut als Kanonenfutter an, und sei es nur, ein Hackfleisch-produzierendes Alien auf seinem Weg zu angreifbareren Wesen etwas zu verlangsamen. Jack ist in unserer Zeit gestrandet und wartet quasi nur auf den Doktor, der ihn wieder mitnehmen möge. Ansonsten ist über den schweigsamen Schönling nicht viel bekannt, was sich bis zum Ende der ersten Staffel nicht großartig ändert. Jack ist (wie in der Zukunft üblich) bisexuell, worauf aber erst in Folge 12 richtig rumgeritt… eingegangen wird.
Gwen Cooper
Die Neue im Team ist anfangs die eigentliche Hauptfigur. Mit ihrer auffälligen Lücke zwischen den Schneidezähnen entspricht sie wohl ziemlich genau dem Klischee „Kleine Makel machen sexy“. – Leider wirkt sie lange Zeit extrem unsicher und zurückhaltend, ja, für eine ehemalige Polizistin sogar quasi inkompetent. Dies überträgt sich auch auf ihren Freund, der von ihrer neuen (Un)Tätigkeit nichts weiß und somit auch schon mal den Depp vom Außendienst mimen darf. So gibt es zwischendurch auch schon mal einen Handyanruf von ihm, bei dem er Gwen während eines Monsterkampfes seinen Einkaufszettel vorliest.
Owen Harper
Owen ist ein Hitzkopf, frech und manchmal sogar richtig rücksichtslos. Da er vor seiner Führerscheinprüfung auch einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat, darf er sich gelegentlich als Leichenfledderer die Sporen verdienen. Zu Beginn eckt er noch gehörig mit Gwen an, später dann aber nur noch mit dem Penis. Da Jack oftmals der mysteriöse Mann im Hintergrund ist, der lieber in letzter Sekunde die Situation bereinigt, kommt Owen als männliche Hauptperson ein recht hohes Gewicht zu. Leider ist er jedoch einer derjenigen Menschen, um die ich privat einen so großen Bogen machen würde, dass man dafür schon ein Navigationsgerät benötigt…
Toshiko Sato oder auch „Tosh“
Quotenausländerin im Team in Personaleinheit mit Computerfachfrau. Sticht eigentlich die ganze erste Staffel nicht besonders heraus, selbst wenn sie ständig zu sehen ist. Tosh scheint zum Lachen in den Keller zu gehen (dass „Torchwood“ in einem Keller wohnt, hat sie leider noch nicht realisiert), scheint andererseits aber sensibel (oder unintelligent) genug zu sein, um fast so leidend wie Gwen dreinzuschauen. Leider ist Tosh in meinen Augen völlig unsexy und teilweise sogar überflüssig. Dass sie alle paar Folgen die Augen zu Schlitzen verzieht, weil sie sich eigentlich in Owen verknallt hat, hätte ich daher fast vergessen.
Ianto Jones
Der Torchwood-Neelix… Sinnlos gut gekleidet steht er sich zwischen Weberknechten und Kellerasseln meist die Beine in den Bauch, wenn es den Haupteingang des Hauptquartiers zu bewachen gilt. Oft sieht man ihn nur kurz mit einer Kaffeekanne um eine Ecke verschwinden, die er kurz vorher vermutlich noch ausgeputzt hat. Der Titel „Mädchen für alles“ würde also ganz gut passen, wenn das nicht eine Abwertung der Männlichkeit normaler Hausmädchen bedeuten würde. Denn Inato ist durchaus ein wenig weinerlich… Aber sagt es ihm bitte nicht, er würde es niemals verkraften!
Inhalt: Die Polizistin Gwen Cooper beobachtet nach einem (angeblichen) Selbstmord, wie die geheimnisvolle Spezialeinheit namens Torchwood am Ort des Geschehens auftaucht und bizarres technisches Equipment auffährt. Sie schleicht dem Team nach und ist schneller in einer Geschichte um seltsame Morde, als ein Schnellsprecher „Plot“ sagen kann…
Review
Torchwood… – Ist es Doctor Who für Erwachsene? Und wenn ja: Fühlen sich die Erwachsenen, die den Doktor bereits schätzten, dann beim Sehen ganz furchtbar alt?
Nun, der größte Unterschied fällt schon ins Auge, wenn man diese Episode wahllos vor- und zurückspult: Im Gegensatz zu Doctor Who, wo immer ständig alles in Bewegung ist und der Doktor nicht selten die Schallmauer mittels purer Lippenbewegung durchbricht, sieht diese Serie einfach normaler aus: Menschen streiten mit anderen Menschen, Menschen sitzen in einer Bar, Menschen führen öde Beziehungen, Menschen werden über einen Zauberhandschuh wieder zum Leben erweckt, wenn sie gerade noch tot waren… – Also alles ganz öde und alltäglich?
Nicht wirklich, denn Torchwood ist quasi das DS9 von Great Britain, wenn man Doktor Who einmal mit TNG vergleichen möchte: Auf den Postwurfsendungen im Briefkasten steht bei beiden Spin-Offs eine feste Adresse und es gibt eine durchgängige Aufgabe, die man – Verflucht noch mal – zu erledigen hat. Dabei darf man fluchen, Sex haben und unvollkommenen Menschlein mit einem Laserpointer in der dunklen Seele herumleuchten. Kurz: Das Ganze ist ruhiger, psychologischer, blutiger und auch nachvollziehbarer als die Micky-Maus-Geschichten des beliebten Landarztes. – Dabei sei nichts gegen Micky Maus gesagt, doch ab und zu ist eine schräge Story ja gar nicht so übel, wenn sie auch in Bielefeld realisiert werden kann und dafür mal NICHT das Jahr „Fünf Phantastilliarde“ und eine andere Galaxie herhalten muss.
Doch keine Sorge: Der Handschuh, der Verstorbene für 2 Minuten ins Leben zurückholen kann, sorgt da schon mal für den ausreichenden Who-Faktor. Und wenn das Torchwood-Hauptquartier über einen Fahrstuhl verlassen wird kann, der als normaler Gehstein auf dem Bürgersteig hervorkommt, ist das wohl schon „britisch“ genug. Jedenfalls für die, welche auf englischen Humor (= völlig sinnlosen?) stehen und sich selber ebenfalls die Zähne mit dem Vorschlaghammer putzen…
„So, hier geht es in unser Hauptquartier. Einfach zu mir in das Loch steigen und ducken!“ – „Hör nicht auf den Chef, Neue! Den albernen Trick mit dem offenen Gullideckel zur Kanalisation versucht er mit allen Neulingen. Tritt statt dessen einfach auf die künstliche Hundescheiße hinter Dir, die entriegelt den RICHTIGEN Eingang, hihi!“ – Kult-Zuwegung oder künstlicher Darmausgang? Die Polizistin im Team (rechts) denkt noch darüber nach, ob es ihre beiden neuen Freunde überhaupt noch tun. – Nämlich denken.
Gut gefällt mir, dass das Torchwoodteam so wenig aus Übermenschen besteht, dass diese nicht mal selber der Alientechnologie widerstehen können, vor der sie die Menschheit schützen sollen. Da wird auch schon mal großzügig ein Endorphinspray mit nach Hause genommen, um in der Kneipe die Aufreißwilligkeit hochzutreiben. – Die nette (aber völlig harmlose) Knutschszene zwischen zwei Männern sei übrigens in diesem Zusammenhang kurz genannt. Wie man hört, haben die Amis bei dieser Sequenz sogar nur ganz knapp im dreistelligen Dezibel-Bereich aufgeschrien…
Fazit
Nette Vorstellungsfolge, die uns den Beklopptenverein aus dem Blickwinkel der „Neuen“ nahe bringt. Zugegeben: Wer sich nicht länger als 5 Sätze auf einen ruhigen Dialog konzentrieren kann, ist hier vermutlich falsch. Aber wer diesen Artikel immerhin bis HIER gelesen hat (oder sogar geschrieben!), wird keine Probleme haben. Und zu sehr sollte man diesen Ableger auch nicht mit dem berühmten Vorbild vergleichen. Seht diese britische Serie einfach als eine weitere nette, glattgeschniegelte, aalglatte US-Mystery-Serie der letzte Jahre an. – Nur vielleicht ohne das Glattgeschniegelte und Aalglatte…
Besonders peinlich: Das unmotivierte Herumstehen von Jack auf irgendwelchen Hochhausdächern, welcher nur als unzulässiger Besitzanspruch auf die jeweilige Stadt bezeichnet werden kann. Sollte hier der Beiname Bat… äh, „Jackman“ etabliert werden oder wie, oder was?
Bewertung: 3,5 von 5 TARDISse
Diese Review ist im Original auf Zukunftia.de zu finden!
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