Rezension | Doctor Who – Das Schwert der Ritterin | Hörspiel

 

Das Schwert der Ritterin

Doctor Who – „Das Schwert der Ritterin“
Erstveröffentlichung: 25.05.2018
Format: Hörspiel (CD & Audiodownload)
Minuten: 50 (Auf einer CD)
Autor: Guy Adams
Sprecher: Axel Malzacher, Maren Rainer, Gerald Schaale, Sascha Rotermund uvm.
ISBN: 978-3-7857-5686-7

1791: Der Doktor und Rose lernen eine der schillerndsten, aufregendsten und wichtigsten Personen der Geschichte kennen, die Ritterin d’Eon. Früher war sie als Spionin bekannt, aber inzwischen wird über vieles andere gemunkelt. Eine Sache weiß der Doktor auf jeden Fall: Identität ist das, was du daraus machst. Wähle ein Leben für dich und sei stolz darauf. Und sieh dich vor, falls das Konsortium seinen Willen durchsetzt. Das Leben kann schnell vorbei sein.


Rezension

In diesem Hörspielabenteuer des zehnten Doktors und Rose Tyler reißt Autor Guy Adams das Thema „Transgender“ an und versucht dieses mit einer Geschichte im Frankreich des 18. Jahrhunderts zu verknüpfen, indem er die real-existierende Person „Charles-Geneviève-Louis-Auguste-André-Timothée d’Éon de Beaumont“, oder kurz: „le Chevalier d’Éon“, auftreten lässt. Was kann man vorweg sagen? Er schwingt keinesfalls so plakativ die Moralkeule wie sein direkter Vorgänger – was durchaus positiv ist – schafft es leider auch nicht, aus der Geschichte etwas Wirkliches herauszuholen.

Der Doktor und Rose treffen auf d’Éon, von dem (ich bleibe mal bei der männlichen Anrede, da direkt klar gemacht wird, dass es sich um einen Mann in Verkleidung handelt) der Doktor direkt begeistert ist und von dessen Fechtkunst er schwärmt. Nur kurz wird angerissen, dass d’Éon aus verschiedenen Gründen zu dieser Zeit als Frau lebt und auch als Frau angesehen wird wobei auch gleich vom Doktor klar gestellt wird, dass dem eben (biologisch) nicht so ist – etwas was damals erst nach der Autopsie der Person zweifelsfrei festgestellt wurde. Wo man jetzt einen spannenden Bogen schlagen könnte um die Transgender-Thematik etwas zu vertiefen, bleibt diese Gegebenheit aber eher ein Beiwerk, oder eher noch: ein Gag. Die Geschlechtsdebatte zieht sich durch verschiedene Szenen des Hörspiels, wird aber nicht für mehr als eine lustige Nebenerwähnung benutzt. Das Hauptaugenmerk des Autors liegt auf den Aliens, welche dort ihr Unwesen treiben. Obwohl diese gar nicht oft in Erscheinung treten, läuft doch der Handlungsstrang, sowie auch die Thematik des wechselnden Geschlechts d’Éons auf diese Figuren zu. Denn die Aliens werden als Multigeschlechter dargestellt. Sie können sowohl männlich als auch weiblich auftreten und spiegeln somit natürlich das überentwickelte Gegenstück d’Éons wieder. Doch auch hier bleibt diese Tatsache nicht viel mehr als eine Randbemerkung und steuert der Geschichte selber absolut nichts bei. Wenn man die gesamte Thematik aus diesem Hörspiel streichen würde, wäre es vermutlich nur noch halb so lang, hätte aber trotzdem dieselbe Substanz, da der Autor leider nur die Thematik in den Raum stellt, aber in keinster Weise darauf eingeht oder es relevant macht. Wenn etwas so prominent dargestellt wird und dann schlussendlich doch nur wie Füllmaterial wirkt, hat dies leider den negativen Eindruck, dass es nur drin ist, damit man halt was vorzeigen kann, ohne wirklich einen Plan zu haben, was man damit machen soll oder möchte. Und genau das schmälert den Eindruck dieser Geschichte immens. Den ungaren Eindruck hilft es auch nicht, dass der gesamte Konflikt durch ein „Los ihr Aliens, scannt mich, ich bin euch weit überlegen, weil ich quasi ein Gott bin“ des zehnten Doktors aufgelöst wird. Einfallsreichtum sieht anders aus.

Als Sprecher für d’Éon wurde Gerald Schaale verpflichtet, der dank seiner markanten und comichaften Stimme perfekt zu passen scheint. Seine ungewöhnliche Stimmfarbe würde durchaus zu einer maskulinen Frau, als auch zu einem femininen Mann passen, was die Illusion, die uns dieses Hörspiel vermitteln möchte, perfekt macht. An der Sprecherbesetzung gibt es dementsprechend abermals nichts auszusetzen.

Die Übersetzung hingegen … zum ersten Mal war ich wirklich sprachlos. „Telefonzelle“ ok, kann man auf Unwissenheit schieben. „Kybermänner“ ja ok, ist halt die alte Übersetzung aus den 80ern. „Sonic“ ja gut, wurde halt im Original belassen … aber hier schlich sich eine Begrifflichkeit ein, die nicht nur zum Stirnrunzeln anregt, sondern schlichtweg falsch ist. Das „Psychic-Paper“, welches in der TV-Serie meist als „Gedanken manipulierendes Papier“ übersetzt wurde – was jetzt eine sehr sperrige, aber inhaltlich richtige Übersetzung ist – wurde hier tatsächlich mit „Psycho Papier“ übersetzt. Danke, setzen, 6. Hier stimmt mal gar nichts. Weder von der Übersetzung, noch inhaltlich, noch sonst wie. Hier wurde sich nicht mal mehr die Mühe gemacht zu recherchieren, was es damit auf sich hat oder wie es bereits übersetzt wurde… hier wurde einfach eine ähnlich klingende, aber völlig falsche, Begrifflichkeit eingeführt. Es erinnert an die alten Übersetzungen der Schneider und Goldmann Bücher, wo die Übersetzer dann aus Unwissen die Daleks halt mal „über die Straße laufen“ ließen und ähnliches. Hier gibt es auch kein schönreden mehr. An der Übersetzung muss definitiv gefeilt werden!

„Das Schwert der Ritterin“ besitzt potential, nutzt dieses aber nicht. Es reißt Themen an, die es offensichtlich gar nicht behandeln möchte – tut dabei aber auch nicht so weh, wie der direkte Vorgänger „Die schändlichen Zaross“. Es gibt keine Moralpredigt im eigentlichen Sinne und man schießt auch nicht über das Ziel hinaus. Im Grunde kommt man gar nicht am Ziel an.


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André McFly
Gründer & Chefredakteur
Ich bin seit über 10 Jahren Doctor Who Fan und hatte 2013 die Idee für eine deutsche Doctor Who Reviewseite. Über die Jahre hat sich der Whoview allerdings zu mehr als nur einer Reviewseite entwickelt und so schreibe ich heute vor allem News und Rezensionen. Ich bin auch jährlich auf der Timelash als Presse zu Gast und veröffentliche meine Eindrücke hier auf der Seite. Fernab von Doctor Who betreibe ich mehrere Podcasts, mache Musik und versuche mich als Autor.
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André McFly

Ich bin seit über 10 Jahren Doctor Who Fan und hatte 2013 die Idee für eine deutsche Doctor Who Reviewseite. Über die Jahre hat sich der Whoview allerdings zu mehr als nur einer Reviewseite entwickelt und so schreibe ich heute vor allem News und Rezensionen. Ich bin auch jährlich auf der Timelash als Presse zu Gast und veröffentliche meine Eindrücke hier auf der Seite. Fernab von Doctor Who betreibe ich mehrere Podcasts, mache Musik und versuche mich als Autor.
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