Doctor Who
„Lux“
Erstausstrahlung: 19. April 2025
Drehbuch: Russell T Davies
Regie: Amanda Brotchie
Produktion: Russell T Davies, Julie Gardner, Jane Tranter,
Joel Collins, Phil Collinson & Chris May
Der Doktor: Ncuti Gatwa
Belinda Chandra: Varada Sethu
Die Suche des Doktors, um Belinda nach Hause zu bringen, führt die TARDIS ins Miami des Jahres 1952, wo ein verlassenes Kino ein schreckliches Geheimnis verbirgt. Kann der Doktor die Macht des Lux aufdecken?
Von allen Episoden, die im ersten Trailer zur zweiten Staffel vorgestellt wurden, war diese diejenige, die mich am meisten neugierig gemacht hat. Die Prämisse einer bösartigen Zeichentrickfigur, die in einem Spukkino zum Leben erwacht, klang nach einem potenziellen Klassiker. Und in der ersten Hälfte hält „Lux“ dieses Versprechen auch weitgehend ein. Leider verwandelt sich die Episode um die Mitte herum in etwas völlig anderes.
Die vierte Wand wird durchbrochen. Der Doktor und Belinda treffen innerhalb der Geschichte auf Zuschauer von Doctor Who, fiktive Fans, die die Episode bewerten, sich über Spoiler beschweren und sogar auf einen berüchtigten Twitter-Hashtag verweisen. Man hat das Gefühl, dass RTD dem Drang nicht widerstehen konnte, das Drehbuch umzudrehen und dem Fandom ein paar Seitenhiebe zu verpassen, wenn er schon dabei war. Manchmal wirkt dies defensiv, als würde er direkt auf die Online-Kritik reagieren. Auch wenn es nicht boshaft gemeint ist, so wirkt es doch wie das Werk eines Showrunners, der des Lärms überdrüssig geworden ist. Einer der Fans witzelt sogar: „Wir sind ein bisschen nervig. Ich weiß das.“
Doctor Who hat natürlich schon früher mit der Meta-Ebene gespielt, mit Hartnells Weihnachtstoast, Tom Bakers Kameranicken oder jüngst mit Mrs. Flood, aber in der Regel mit Respekt vor dem Einsatz der Welt, die es aufbaut. Hier beugt die Geschichte nicht nur die Regeln ihres Universums, sie zeigt sie auf, macht sich über sie lustig und sprintet dann durch den Bildschirm und ruft: „Ta-da!“
Diese tonale Verschiebung stumpft das Drama ab. Was als vielversprechendes Doctor Who-Setup beginnt, wird zu einem Kommentar zu sich selbst. Anstatt den Zuschauer weiter in den Bann zu ziehen, wird der Trick erklärt, die eigenen Handlungslücken aufgezeigt und dafür Beifall erwartet. Das Drehbuch räumt ein, dass das Ende zu früh angedeutet wird. Dass die Beweggründe des Bösewichts widersprüchlich sind. Dass die Logik des Zeichentrickfilms nicht ganz aufgeht. Aber es erinnert eher an die Pitch Meetings, wo der Produzent fragt, ob es besser wird, wenn man auf schlechte Texte hinweist, und der Drehbuchautor mit den Schultern zuckt: „Gott, ich hoffe es.“ Mit einem Augenzwinkern auf seine Schwächen hinzuweisen ist nicht dasselbe wie sie zu beheben.
Dennoch gibt es Momente, in denen „Lux“ glänzt. Wenn die Episode den gewagten Genre-Mix aufgreift, sprüht sie vor Energie. Mr. Ring-a-Ding, der im Original von Alan Cumming, sowie auf Deutsch von Axel Malzacher, gesprochen wird, ist der offensichtliche Star und verleiht jeder Szene Persönlichkeit und Flair. Die Animation ist raffiniert, ausdrucksstark und wunderbar auf seine Darstellung abgestimmt. Die Enthüllung, dass er Teil des Pantheons ist, wirkt ein wenig aufgesetzt, und das immer wiederkehrende Format „gottähnliches Wesen erscheint und wird in 45 Minuten besiegt“ beginnt sich abzunutzen, aber die Sprecher halten den Reiz aufrecht.
Ncuti Gatwa bekommt mehr Spielraum. Seine Rede über „Kräfte jenseits dieses Universums“ und „umgestürzte Welten“ sind einige seiner bisher doktorähnlichsten Momente. Gawta ist immer dann am besten, wenn der Autor ihm erlaubt, sich zu verlangsamen und das Gewicht eines Moments zu spüren. Allerdings nerven die umgangssprachlichen Dialoge immer noch. Sätze wie „Mach dein Ding, Baby“ sollten von einem Doktor nicht gesagt werden. Niemals. In Kombination mit Anspielungen wie dem Scooby-Doo-Spruch („Schatz, Ich bin Velma“) ziehen sie die Figur aus dem zeitlosen Weltraum-Alien heraus und in etwas hinein, das eher einer Popkultur-Parodie entspricht.
Auch die neue Begleiterin Belinda hat sich diese Woche verbessert. Sie ist engagierter, weniger defensiv und zeigt eine stärkere Chemie mit dem Doktor. Ihre Dynamik ist wärmer und schärfer, ein solider Fortschritt gegenüber „Die Revolution der Roboter“, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Die Geschichte verdient auch Anerkennung dafür, dass sie den rassischen Kontext des Jahres 1952 in Miami anspricht, und zwar nicht auf plumpe Art und Weise, sondern mit gerade genug Gewicht, um von Bedeutung zu sein. Im Vergleich zu „Rogue“, der sein historisches Setting völlig ignorierte, ist das eine willkommene Verbesserung.
Die Zeichentricksequenz, in der der Doktor und Belinda buchstäblich zu Zeichentrickfiguren werden, ist lustig, aber in der Ausführung mangelhaft. Die Idee der emotionalen Tiefe, die ihre dreidimensionale Form wiederherstellt, ist eine nette Metapher, aber in dem Moment, in dem sie diese Welt betreten, sind sie schon wieder halb draußen. Es gibt wenig Spannung, keine surreale Cartoon-Logik, mit der man sich auseinandersetzen muss. Es handelt sich eher um einen schnellen, stilvollen Abstecher als um ein vollendetes Bühnenstück. Die Chance, die Animation als erzählerisches Hindernis zu erforschen, mit Looney Tunes-artiger übertriebener Physik oder Looping-Gags, wird nicht genutzt. Vielleicht aus Budgetgründen, aber erzählerisch ist es eine verpasste Chance.
Auch einige Nebenfiguren kommen zu kurz. Reginald Pye, der Filmvorführer, der sich an die Erinnerungen an seine verstorbene Frau klammert, beginnt als ergreifende Figur, wird aber schnell ins Abseits gedrängt. Mrs. Lowenstein verleiht ihren Szenen ebenfalls Gewicht und Würde, aber beide werden bis zum Ende aufgegeben, wenn die metafiktionalen Elemente die Oberhand gewinnen. Ihr emotionales Potenzial wird für hochtrabende Possen geopfert.
Und dann ist da noch der Höhepunkt. Lux/Ring-a-Ding ernährt sich von Licht, wird vom Sonnenlicht überwältigt und wird zu einem Wesen von unendlicher Energie, das sich im Kosmos auflöst. Ein eindrucksvolles Bild, sicher, aber thematisch konfus. Seine Beweggründe bleiben vage, seine Kräfte unbestimmt. Ist er einfach nur ein chaotischer Gott? Ein verlorener Cartoon mit nuklearen Ambitionen? Eine Metapher für das Geschichtenerzählen? Das Drehbuch deutet in alle Richtungen und bleibt in keiner stecken.
Fazit
„Lux“ strotzt nur so vor Ideen, manche glanzvoll, manche unausgegoren, alle sehr RTD. Die erste Hälfte verspricht einen straff ausgearbeiteten, genreübergreifenden Krimi mit Stil und Biss. Doch gerade als die Geschichte beginnt, ihren Rhythmus zu finden, wendet sie sich nach innen, ist mehr daran interessiert, sich selbst zu kommentieren, als ihr eigenes Set-up zu erfüllen, und fällt dadurch letztlich flach.
Bewertung: 3 von 5 TARDISse
Wichtige Links zu der Folge:
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