Doctor Who
„Die Macht des Doktors“
„The Power of the Doctor“
Erstausstrahlung DE: 09. Dezember 2022 (Online) | 07. März 2023 (TV)
Erstausstrahlung UK: 23. Oktober 2022
Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Jamie Magnus Stone
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Nikki Wilson
Der Doktor: Jodie Whittaker
Yasmin Khan: Mandip Gill
Dan Lewis: John Bishop
In diesem Special muss der dreizehnte Doktor gegen ihre tödlichsten Feinde kämpfen: die Daleks, die Cybermen und ihren Erzfeind, den Master. Wer greift einen rasenden Hochgeschwindigkeitszug am Rande einer fernen Galaxie an? Warum verschwinden Seismologen von der Erde des 21. Jahrhunderts? Wer verunstaltet einige der berühmtesten Gemälde der Geschichte? Warum versucht ein Dalek, Kontakt mit dem Doktor aufzunehmen? Und welche Macht hat der hypnotische Rasputin über Zar Nikolaus II. im Russland des Jahres 1916?
Und so endet eine weitere Ära. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich traurig darüber. Tatsächlich war dies das erste Mal während der gesamten Revival-Ära, dass ich sehr, sehr glücklich war, weiterzuziehen. Besonders nach diesem Cliffhanger (dazu später mehr). Ich bin nur frustriert, dass es so lange gedauert hat, bis die BBC realisiert hat, dass diese Ära nicht funktioniert.
„Die Macht des Doktors“ ist eine weitere klassische Chibnall-Episode. Und mit „klassisch“ meine ich, dass es viele Dinge gibt, die passieren, und hier und da ein paar gute Ideen, aber es zeigt auch alle schreiberischen Fehler, die diese Ära geplagt haben. Es ist bombastisch, laut, springt herum, gibt einem keine Zeit, irgend etwas zu verarbeiten, ist überfüllt mit Charakteren und hat eine inkohärente Handlung. Zugegeben, die Exposition war diesmal nicht ganz so schlimm, aber das ist nur ein kleiner „Sieg“. Der Unterschied diesmal besteht darin, dass es eine Menge Nostalgie gibt, um einen von diesen Fehlern abzulenken, was zugegebenermaßen funktioniert (und ziemlich ironisch ist, wenn man bedenkt, wie Chibnall seine Ära begonnen hat). Denn wer freut sich nicht darüber, viele zurückkehrende klassische Doktoren und Begleiter zu sehen? Besonders solche, die vor einem Jahrzehnt keinen angemessenen Jubiläumsauftritt hatten?
Aber lasst wir uns ein wenig zurückspulen. Nach der holprigen Pre-Titel-Sequenz (ernsthaft, was ist mit dem CGI-Budget passiert?), war Dan’s Verabschiedung zu Beginn wahrscheinlich der einzige Moment, an dem ich wirklich überrascht war, wie schnell und unzeremoniell das passierte. Entweder war John Bishop zu beschäftigt, oder es fühlte sich so an, als ob Chibnall wusste, dass er so viele andere Dinge hatte, dass er nicht wusste, wie er Dan in die Geschichte einbeziehen und ihm etwas Bedeutungsvolles zu tun geben sollte. Aber eigentlich hat sich Dan schon seit seiner Einführung in den meisten seiner Episoden so angefühlt. Da fragt man sich, warum Chibnall so spät einen neuen Begleiter eingeführt hat, wenn das alles war, worauf es hinauslief.
Das Ende von Yaz‘ Geschichte war nur minimal besser, zumindest was ihre Screentime betrifft. Interessant ist, wie „Thasmin“ trotz der vielen Aussagen des Produktionsteams während der letzten paar Specials, überhaupt nicht vorankam. Ich glaube, der Begriff dafür ist „queerbaiting“, und ich hatte vorhergesagt, dass es so enden würde. Ich meine, der Doktor sagt einfach „Tschüss“ und Yaz geht ihren Weg. Ende der Geschichte. Was für ein befriedigender, herzergreifender Drei-Episoden-Arc…
Aber warum sollte ich mich überhaupt um Yaz kümmern, wenn Ace und Tegan wieder auf dem Bildschirm waren? Von den beiden bekam Sophie Aldred die besten Momente. Obwohl ich natürlich voreingenommen bin, als großer Ace-Fan. Ich habe die Callbacks sehr genossen (Nitro-9, Baseballschläger, Daleks), und Aces Szene mit dem siebten Doktor war ohne Konkurrenz mein Highlight der gesamten Episode. So macht man einen wirklich herzergreifenden Moment! Und auch Tegans Szene mit dem fünften Doktor war nicht schlecht. Chibnall, warum konntest du solche Szenen nicht mit deinen Hauptdarstellern machen?
Ja, die Rückkehr der klassischen Doktoren war immer ein Publikumsliebling. Ich finde, dass sie alle eine hervorragende Arbeit geleistet haben, aber es hat nur noch mehr die große Kluft zwischen den vergangenen Doktoren und Jodies Inkarnation hervorgehoben. Jedes Mal, wenn Jodie wieder auf dem Bildschirm erschien, haben meine Freunde, mit denen ich die Episode angesehen hatte, geschrien „Nein, gib uns mehr McGann/McCoy“. Kein gutes Zeichen.
Was die Handlung betrifft, fand ich die Idee einer Doctor Who-Geschichte über Rasputin wirklich gut, aber wurde hier nicht wirklich abgeliefert. Diese bestimmte Zeit der russischen Geschichte hat mich schon seit meiner Schulzeit interessiert, aber der faszinierende „wahnsinnige Mönch“ wird fast komplett ignoriert und ist für nichts wirklich wichtig. Ich bin tatsächlich verärgert darüber, dass Chibnall etwas verwendet hat, das für eine großartige, fokussierte historische Episode allein ausgereicht hätte. Warum hat der Master sich überhaupt als Rasputin ausgegeben? Einfach nur zum Spaß?
Die Auftritte der Daleks und Cybermen waren hier ebenfalls sehr enttäuschend. Die Angst und Bedrohung, die von diesen Monstern ausging, ist mittlerweile vollständig verschwunden. Später stehen sie buchstäblich nur herum und tun nichts, während der Master seinen bösen Plan durchführt. Ich hätte gerne gesehen, wie diese Allianz zustande gekommen ist. Sogar eine Szene, in der die Daleks planen, den Master zu beseitigen, nachdem sie den Doktor bekommen haben, hätte geholfen. Das einzige interessante Element war der Dalek-Verräter, aber er wurde nicht genug ausgearbeitet. Wie bei Rasputin hätte das für eine gute Episode in eigener Sache gesorgt.
Unterdessen können die Cybermen immer noch nicht auf irgendetwas zielen, schießen immer noch in geraden Korridoren / Aufzugsschächten und finden trotzdem noch einen Weg, ihre Schüsse zu verfehlen. Stormtrooper lassen grüßen. Ich möchte auch wissen, wie Cybermen, die die Fähigkeit zur Regeneration haben, so langweilig eingesetzt werden können (vom dem albernen Design will ich gar nicht erst anfangen). Und was war der Grund Ashad zurückzubringen? Er ist kaum dabei und trägt so wenig bei. In seiner Debüt-Episode war er interessant, weil er mit einiger Komplexität geschrieben wurde, aber hier ist er auf einen gewöhnlichen Wegwerf-Gegner reduziert. Ich hoffe wirklich, dass RTD beide Monster neu erfindet und uns ein weiteres „Dalek“ geben kann. Man muss die Zuschauer dran erinnern, warum diese Monster so lange überlebt haben und vor allem, warum sie so beängstigend sind.
Nun zurück zum Master. Ich weiß, dass einige Fans diese manische Darstellung nicht mögen, aber Sacha Dhawan hat tatsächlich eine starke Präsenz auf dem Bildschirm und kämpft sich so leidenschaftlich durch die Szenerie, dass es schwer ist, nicht von ihm unterhalten zu werden (aber vielleicht sagt das mehr über die faden Darsteller aus, welche neben ihm zu sehen sind). Wenn es nicht die zurückkehrenden Classic-Charaktere gegeben hätte, hätte er die Episode komplett übernommen. Dies deutet jedoch auf ein großes Problem hin, das auch in „Die zeitlosen Kinder“ deutlich wurde: Jodie wurde wieder zugunsten des Masters in den Hintergrund gedrängt (wenn sie nicht von klassischen Doktoren und Begleitern in den Hintergrund gedrängt wurde). Dhawan bekommt sogar die Rolle des Doktors (sozusagen), während Jodie gelegentlich als Hologramm-Version auftritt. Das ist keine gute Umsetzung für das, was eigentlich ein letztes Hurra für den 13. Doktor sein sollte.
Aber eigentlich fühlt es sich so an, als ob Jodie während ihrer gesamten Amtszeit ungerecht behandelt wurde. Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass sie die richtige Wahl für die Rolle war, aber mit stärkeren Drehbüchern hätte sie vielleicht doch ein bisschen besser sein können, oder? Eines Tages, wenn sie zu Big Finish geht, werden wir das vielleicht erleben. Was ihren abschließenden Monolog betrifft, kommt es wenig überraschend, wie wenig Eindruck sie mit ihren Worten machte – besonders im Vergleich zu den vorherigen neuen Doktoren. „Oh, the blossomiest blossom…“ Ernsthaft, Chibnall?
Wenn ich Jodie Whittakers Ära zusammenfassen müsste, bin ich mir nicht einmal sicher, ob sie jemals einen wahren Doktor-Moment hatte. Einen Moment, der mich denken ließ: „Das ist der Doktor!“. Gleichzeitig frage ich mich, worum es bei ihrem Doktor ging. Wo war die Charakterentwicklung? Was war ihre Geschichte? Vermutlich der zeitlose-Kinder-Arc, aber das hat Chibnall ja auch komplett aufgegeben. Ich bin zwar tatsächlich froh darüber, aber was war der Sinn von alledem? Fast 60 Jahre Kanon wurden umsonst umgeschrieben, ganz zu schweigen von dem Abwandern der Fans. War es das Wert, Chibnall?
Jodie, die in Tennant regeneriert, wäre ein wirklich atemberaubender Moment gewesen, wenn es nicht bereits zuvor gemunkelt worden wäre. Ich weiß, dass es heutzutage schwierig ist, Geheimnisse zu bewahren, insbesondere wenn Tennant auf den Straßen filmt, aber trotzdem. Was in der Presse als „Schock“ beschrieben wurde, stellte sich als Unvermeidlichkeit heraus. Wenn die Show abstürzt, wen rufst du an? David Tennant. Bin ich trotzdem aufgeregt? Aber sowas von! RTD hat eine letzte Chance, Doctor Who zurück zur glorreichen Zeit zu bringen. Lasst uns wirklich hoffen, dass wertvolle Lektionen aus den Fehlern dieser Ära gelernt wurden.
Insgesamt ist „Die Macht des Doktors“ ein unordentliches und unpassendes Finale für Jodie Whittakers oft enttäuschende Doktor-Ära, aber es hat mehrere nostalgische Momente, die es teilweise wiedergutmachen.
Randbemerkungen:
- Oh, Vinder war auch dabei, oder? Ups. Ein leicht zu vergessender Charakter wurde vergessen.
- Und dann ist da noch Graham. Wie ist er zum Vulkan gekommen? Und warum?
- Achja, der Fugitive-Doktor war auch da. Gähn.
- Wie hat Tegan den Sturz den Aufzugsschacht hinunter überlebt?
- Wir haben also tatsächlich mehr Planeten als nur die Erde gesehen. Naja, ich denke, dass alle übriggebliebenen „das-Universum-endet“-Geschichten aus Flux komplett ignoriert wurden.
- Episoden, aus denen Chibnall beim Schreiben dieses Folge geschöpft hat: „Der Klang der Trommeln“, „Die gestohlene Erde“ / „Das Ende der Reise“ und „Das Ende der Zeit“.
- So sehr ich die Szene der Begleiter-Support-Gruppe mochte, war sie zu kurz. Ian bekommt in seiner vermutlich letzten Szene jemals nur eine Zeile, genauso wie Jo. Wieder einmal wurde ein gutes Konzept für eine Folge verschwendet.
Bewertung: 2,5 von 5 TARDISe