Doctor Who
„Once, upon Time“
Erstausstrahlung DE: –
Erstausstrahlung UK: 14. November 2021
Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Azhur Saleem
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Nikki Wilson, Pete Levy
Der Doktor: Jodie Whittaker
Yasmin Khan: Mandip Gill
Dan Lewis: John Bishop
“Die Zeit fängt an, verrückt zu spielen”. Auf einem Planeten, der gar nicht existieren dürfte, während der Nachwirkungen der Apokalypse, kämpfen der Doktor, Dan, Yaz und Vinder um ihr Überleben!
Once, upon Time hat einen entscheidenden Vorteil zu seiner direkten Vorgängerfolge – sie kommt komplett ohne Füllmaterial aus. Obwohl vielleicht ist das gezeigte auch komplett Füllmaterial? So ganz klar wird das auch nach mehrmaligen Anschauen nicht (ja, so verrückt bin ich!). Aber im Grunde kann man es ganz einfach herunterbrechen: Alle Charaktere sind in ihrer Vergangenheit gefangen und nur der Doktor kann sie alle retten. Also alle, bis auf Bel. Die erlebt ein Abenteuer in der Gegenwart des vom Flux zerstörten Universums. Aber wer ist eigentlich diese Bel?
Wer sie ist, das erfahren wir nicht genau. Aber wir erfahren einige Dinge über sie. Bel ist eine Überlebende des Flux‘ und kämpft sich in einer halb zerstörten Welt von einem Punkt an den nächsten, auf der Suche ihrer einzig wahren Liebe und dem Vater ihres Kindes: Vinder (was wir natürlich erst am Ende der Folge erfahren). Das ist eigentlich auch schon alles, was man über sie sagen kann. An verschiedenen Orten trifft sie auf Gefahren und Gegner (sogar die Cybermen, die sich so leicht überrumpeln lassen, als würden sie sagen „Hey, wir wollten eh gerade Mittag machen!“) um immer wieder in ihrem Babyfone inklusive Tagebuchfunktion Nachrichten an Vinder zu hinterlassen, die nichtssagender nicht sein könnten.
Apropos Vinder: Dieser ist nach der Rettungsaktion des Doktors (keine Sorge, dazu kommen wir gleich), wie alle anderen aus dem Tempel, in seiner Vergangenheit gefangen. Allerdings ist diese manipuliert, denn statt die Erinnerungen so zu erleben wie sie wirklich waren, sind die Personen, auf die er trifft, von Yaz und Konsorten dargestellt. Etwas, was sich durch alle Erinnerungen jedes Charakters zieht. Allerdings betrifft dies nur die Optik der Figuren (hey, so kann man ja auch Geld sparen, wenn man weniger Schauspieler bezahlen muss) und verändert nicht deren Charakter oder die Ereignisse in den Erinnerungen. Von Vinder erfahren wir, dass er mal beim Militär war, aber weil er sich gegen seinen korrupten Anführer, „die große Schlange“, positioniert hat, wurde er schließlich strafversetzt und landete so in der Raumstation, die im ersten Kapitel der großen Flux-Saga von eben diesem verschlungen wurde. Sein Ziel wird schließlich auch klar, denn er will dasselbe wie Bel: wieder mit ihr vereint sein. Hach, wie romantisch. Die Szenen mit der großen Schlange gehören dann auch zu den besten der Folge, da dieser Charakter kongenial von Craig Parkinson dargeboten wird. Diabolisch, schmierig, fies – der Name „große Schlange“ passt auf jeden Fall und hier machen die Szenen richtig Spaß beim Zuschauen.
Anders als beispielsweise die Szenen von Yaz, welche sich ebenfalls durch ihre Erinnerungen schlägt, dies allerdings deutlich weniger spannend ist, als die Szenen von Vinder. Sei es beim Einsatz bei der Polizei (ach ja, sie soll ja Polizistin sein. Gut, dass das mal erwähnt wird, denn merken tut man davon nie etwas) oder beim Computerspiele spielen mit der Familie. Um hier ein wenig Würze in die langweilige Story zu bringen, taucht nicht nur der Doktor, der sich durch den Zeitstrom kämpft, an mehreren Stellen auf und versichert Yaz, dass sie kommen wird, um sie zu retten, sondern auch die weinenden Engel werden in den Topf geworfen und klettern in bester „Ring“-Manier aus dem Fernseher, wo Yaz eben noch versuchte mit einem Playstation-Controller auf einer Xbox den Highscore von Super Mario zu knacken. Ah halt, weinende Engel, die tauchten doch schon in der ersten Folge für 10 Sekunden auf. Steht uns etwa eine Folge mit denen bevor? Wie aufregend und unvorhersehbar!
Nicht unvorhersehbar ist hingegen, was Dan, unser liebster Gutmensch, so in seiner Vergangenheit erlebt hat, obwohl das eigentlich auch die irdische Gegenwart sein könnte. Denn Dianne – mit der Dan hier ein Date hat – scheint sich an Dinge zu erinnern, die eigentlich erst nach dessen Entführung durch Karvanista eingetreten sind. Na ja, damit das Sinn ergibt, hätte der Autor sich vermutlich mehr Gedanken über die Handlung machen müssen, als der Wille zugelassen hatte. Wie sang Schlagereintagsfliege und Schwurbelkönig Michael Wendler einst so schön? Egal! Auf jeden Fall wird das spannende Date mit Dianne ebenfalls vom Doktor unterbrochen, die auch hier versichert, dass sie zur Hilfe kommen wird.
Von wo eigentlich? Ach ja, der Doktor ist ja selbst im Zeitstrom unterwegs und erlebt ihre Vergangenheit noch mal. Wie es dazu kam nach dem „spannenden“ Cliffhanger der letzten Folge? Wie wurde dieser wohl aufgelöst? Ganz einfach: Indem man sich selbst widerspricht und einfach so tut, als wären ganz viele Dinge passiert in der Sekunde des Schnippens. Ich meine, dass der Doktor innerhalb einer Sekunde in seinem Mind Palace ganze Bücher schreiben kann, das haben wir schon beim 12. Doktor in „Heaven Sent“ gesehen. Allerdings spielte sich da alles in seinem Kopf ab und war daher nachvollziehbar für den Zuschauer. Hier sehen wir aber den 13. Doktor, wie sie minutenlang wie ein Karpfen in die Kamera guckt und aus dem Off mit sich selbst spricht. Wie ist die Lösung des Problems? In letzter Sekunde schnappt sich der Doktor ihre Freunde und wirft sie mit sich auf das Podest der Mouris, woraufhin das Schnippen sie nicht tötet (falls es das überhaupt sollte), sondern in den Zeitstrom befördert, wo sie, Dan, Yaz und Vinder dann auf ihre Vergangenheiten treffen. Im Fall des Doktors ist dies allerdings eine Vergangenheit, an die sie sich, dank der Löschung ihrer Erinnerungen durch die Time Lords, gar nicht mehr erinnern kann. Wie sich herausstellt, war der Doktor in ihrer Inkarnation als Ruth-Doktor selbst für die Division tätig und traf hier bereits auf Swarm und Azure. Das Traurige ist, dass wir die Erinnerung mit Jodie Whittaker erleben und Jo Martin nur jeweils kurz eingeworfen wird. Doch in diesen kurzen Szenen spielt sie Jodie Whittaker mit so einer Leichtigkeit an die Wand, dass man Angst haben muss, die Wand würde danach vom Gegenprall Flecken haben. Und dann ist da in der Vergangenheit auch noch Karvanista, der offenbar mal ein Begleiter des Doktors war. Ein Twist, der das Verhalten des Aushilfswookies, gerade in der ersten Folge, sehr unglaubwürdig erscheinen lässt. Nachdem der Doktor dies alles herausfindet, muss sie ja noch irgendwie ihre Freunde retten und gleichzeitig wieder aus dem Zeitstrom herauskommen.
Im Zeitsprung selbst trifft der Doktor dann auf die übergroßen Mouri, die eine Art Zeitgötter zu sein scheinen oder zumindest eine hoch entwickelte Rasse, die dem sehr nahekommt. Sie schildert die Situation, auch dass der Tempel der Zeit von Azure und Swarm angegriffen wird, da zwei der dortigen Mouri-Wächter ausgefallen sind und nur provisorisch durch Yaz und Vinder ersetzt worden sind. Nach einigem Hin und Her willigen die Zeitstrom-Mouris ein, dem Doktor zu helfen und reparieren die Wächter im Tempel, wodurch Yaz und Vinder freikommen – allerdings nicht ohne dem Doktor noch zu sagen, dass sie ihre Erinnerungen hier im Zeitstrom zurückbekommen könnte. Aber leider, leider, leider bleibt dafür keine Zeit. Denn trotz Bitten und Flehen des Doktors, dass man ihr mehr Zeit gibt, damit sie Weiteres über ihre vergessene Vergangenheit herausfinden kann, wird sie aus dem Zeitstrom geworfen – nicht ohne vorher noch auf eine ältere Dame zu stoßen, die wohl mal wieder eine zukünftige Folge anteasert und dem Doktor erklärt, dass der Flux künstlich erschaffen wurde und dies des Doktors Schuld sei.
Alles des Doktors Schuld! Genau! Dasselbe trifft auch auf Dianne zu, die nun als Demonstration der Überlegenheit von Swarm und Azure den zurückgekehrten Anwesenden als Gefangene im Inneren eines Passengers präsentiert wird. Die Passenger sind humanoide Gefängnisse unter der Kontrolle von Swarm und Azure und für uns eine Erinnerung daran, dass Dianne ja in der ersten Folge entführt wurde. Weil … weil … vermutlich nur, um hier zu zeigen „guck mal Dan, wir haben deine Perle, ätschibätsch!“. Na ja, Swarm und Azure verschwinden mit den Worten, dass dies ja nur der Anfang sei und der Doktor noch lange nicht gewonnen habe und anschließend wird Vinder vom TARDIS-Team irgendwo auf einem fremden Planeten abgesetzt, wo er seine Reise mit der Suche nach Bel fortsetzt.
Ach ja Cliffhanger! Ein Cliffhanger darf ja auf keinen Fall fehlen. Erinnert ihr euch noch an die weinenden Engel, die aus irgendeinem Grund in Yaz Erinnerungen auftauchten? Da hat sich wohl einer der Engel in ihr Handy gewanzt und klettert nun, im Inneren der TARDIS, aus diesem heraus. Callback der Woche: „The Angels have the phone box!“. Der Engel kapert die TARDIS und – die Folge ist zu Ende. Atmosphärisch bis hierhin der beste Cliffhanger. Schade, dass jetzt bereits abzusehen ist, dass die Auflösung des Cliffhangers dämlich wird.
Fazit
Joah, irgendwie eine komplette Filler-Folge, die sich so gar nicht nach Filler anfühlt. Wir erfahren einiges über Vindor und des Doktors Vergangenheit, haben das Glück, Jo Martin wiederzusehen (jede Sekunde ohne Jodie Whittaker ist eine gute) und der Cliffhanger macht auch Lust auf mehr. Allerdings funktioniert diese Folge nur im Zusammenhang mit der Staffel und würde als Standalone komplett versagen. Von den bisherigen Folgen dürfte sie aber aufgrund ihres nicht ausufernden Inhalts und dem Fehlen eines ultralangweiligen Subplots die beste sein.
Bewertung: 3 von 5 TARDISe
„wo Yaz eben noch versuchte mit einem Playstation-Controller auf einer Xbox den Highscore von Super Mario zu knacken.“
Danke für den Lachflash! XD