Review | Neujahrsspecial 2019 | Tödlicher Fund (Resolution)

Doctor Who

„Tödlicher Fund“
(„Resolution“)


Erstausstrahlung DE: 11. April 2019
Erstausstrahlung UK: 01. Januar 2019

Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Wayne Yip
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Sam Hoyle, Nikki Wilson

Der Doktor: Jodie Whittaker
Graham O’Brien: Bradley Walsh
Ryan Sinclair: Tosin Cole
Yasmin Khan: Mandip Gill


Zu Beginn des neuen Jahres taucht eine uralte Bedrohung auf, deren Bestimmung es ist, die Erde zu zerstören. Der Doktor (Jodie Whittaker) und ihre Begleiter stehen vor einer immensen Herausforderung. (Text: Sky)


Arbeitskittel an und Skalpelle raus! Wir sezieren jetzt die letzte Who-Folge, liebe Klasse. Wie, „keine Lust“? Meint ihr, ICH habe da Bock drauf? Für mich ist es auch schon die elfte Stund… äh… Folge! Aber gut, da wir kurz vor den großen Who-Sommerferien stehen (= Neue Folgen angeblich erst im Sommer 2020), habe ich euch sogar eine Dalek-Folge mitgebracht. Mit einer schwierigen Vater-Sohn-Geschichte als Nebenstory. Na, wenn ihr da nicht Lust auf Skalpelle bekommt, dann… – Nein, Dieter! Wir sezieren NICHT mit der Motorsäge!

Inhalt: Während ein Dalek einer Frau unter die Klamotten schlüpft, kommen sich Ryan und sein Vater wieder näher.

Review

Das Positive zuerst: Die Folge startet stark – vielleicht sogar ZU stark. Dass ein einzelner Dalek so mächtig war, dass seine Einzelteile vor Jahrhunderten an drei unterschiedlichen Orten (= „Braveheart“, „Ritter der Kokosnuss“, „Rügenwalder“-Werbespot) begraben werden mussten, ist nämlich eine nette Idee. Da wurde meinem Kurzzeitgedächtnis fast schon mystisch zumute! Nur gut, dass ich die kurze Sequenz schon wieder vergessen habe, bevor sie stimmungstechnisch auf die restliche Laufzeit überspringen konnte…

Ob der zerteilte und wiederauferstandene Dalek in den Who-Canon passt, weiß ich allerdings nicht. Letztendlich ist’s aber Wurscht, da sich die Menschheit sowieso nicht mehr an irgendwelche Dalek-Episoden erinnert. Das hatte in Sachen „Franchise-rektal-von-hinten-missachten“ ja fast schon Discovery-Niveau. Hut ab! – War es bei Matt Smith damals noch ein mittelgroßes Ding, dass Teile der jüngeren Erdgeschichte einfach weggefallen sind, so wird es inzwischen schon gar nicht mehr erwähnt. Schlimm ist das aber nicht, denn den üblichen Erklärsatz („Timey-Whimey-Löcher in Space-Socken! Daher Daleks aus Zeitlinie futschi.“) können wir uns ja einfach kurz denken.

Abgesehen davon, dass ich auch gerne einen ECHTEN Schleimpfropfen an der Wand gesehen hätte, statt ihn nur als CGI zu sehen, hatte ich anfangs wenig zu meckern. Denn: Der Doktor stellt sich endlich mal angenehm doof an („Oh, Alien weg? Na dann: Tschüssi!“), Graham wird trotz bekloppter Opa-Dialoge immer sympathischer und die Körperübernahme der Archäologin war auch ausreichend unheimlich. Auf diese Weise konnte man eine neue Dalek-Rasse „erfinden“ und daran erinnern, dass die Biester keine harmlosen Verkehrspoller sind. Nicht mal als psychisch kranker Einzeltäter mit Wiederholungszwängen.

Nach 10 Minuten entschied ich mich aber trotzdem, ein paar Vorhersagen zu treffen. Auch, um mal wieder mit mir selbst Bullshit-Bingo zu spielen. Meine rasch erstellte Excel-Tabelle sah dabei folgendermaßen aus:

Bevor wir das obige Bildchen auflösen, aber noch ein paar deftige Minuspunkte:

– WARUM ist Ryans Vater jetzt noch mal total böse? Tut mir leid, falls ich bei den insgesamt 12 Minuten kurz eingenickt bin, bei denen tüchtig Trübsal geblasen wurde… Hatte Vati seinen Jungen jetzt für eine Zigarettenlänge im Stich gelassen, ihn unsittlich berührt oder doch nur zu hohe Reseller-Preise für olle Mikrowellengeräte abgeknöpft? Äh… Papi war doch wirklich ein Ofenverkäufer, oooder war das nur ein unschicklicher Scherz auf Kosten der mobilen Küchengeräteverkaufs-Industrie?

– War das nicht doch etwas dämlich, dass ein Mensch in einem alten Bauernhof aus rostigen Mistgabeln und einem Hammer eine fast unbesiegbare Dalek-Hülle zimmert? Ich frage nur deswegen, weil ich als Kind auch immer Raketen, Laserstrahlen und Triebwerke aus Sägespänen und Metallstangen bauen wollte. Was habe ICH denn da stets falsch gemacht, dass dabei immer nur Replikatoren und Holodecks rauskamen?

– WIE genau wurde der Dalek am Ende vernichtet? Alle rannten wild um den Kameraden herum und klebten ihm Mini-Mikrowellen auf den Wanst? Und das alles mit der Agilität von 100-Jährigen beim Fangenspielen? Und nachdem der Behinderte, der Opa und die drei Frauen damit fertig waren, war die Erde gerettet? – Puh, dann bin ich ja fast froh, dass dafür kein Spezialeinsatzkommando anrücken musste. Die hätten sich womöglich beim Kaputtlachen die Hüfte gebrochen.

Doch kommen wir nun zur groooßen Auflösung unseres Bullshit-Bingos. Habe ich etwa gewonnen und darf mir deshalb ein Sixpack mit Doppelkorn von der Tanke holen? Mal sehen:

Schaaade. Selbst wenn ich Grün und Gelb zusammennehme, kommt keine Viererlinie zustande. Zwar dachte ich kurz, ich könnte bei „Moral von der Geschichte“ mogeln, da die Einheit UNIT wegen des Brexits geschlossen wurde, aber selbst dann hätte mir ja bei „Menschheit ist schlecht“ noch ein Pünktchen gefehlt. Wobeeei der Doktor ja an einer Stelle wissend nickend sagt, dass Väter nun mal „kompliziert“ seien. Ohne, dass das in einem besonderen Kontext stehen würde. Da könnte man also schon fabulieren, dass damit ein großer TEIL der Menschheit eher fies sein könnte. Aber das war mir dann doch zu viel Wunschdenken, nur um noch ein Kästchen gelb zu bekommen.

Ein bisschen „enttäuscht“ hat mich auch, dass die TARDIS knapp über 5 Minuten gezeigt wird und das große Finale an der Supernova sogar mit Hilfe der TARDIS-Technologie entschieden wird. Hier hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Autoren schon nach 10 Folgen plötzlich das Raumschiff des Doktors als Storyelement entdecken. Ebenfalls Pech für mich.

Bei „Doktor siegt, doch Daleks werden stärker“ hatte ich mir ebenfalls einen sicheren Punkt erhofft, aber am Ende war diese Episode irgendwie zu nichts nütze. Weder hat all das die Daleks verändert, noch den Grundstein für eine längere Storyline gelegt. Einher damit geht auch die Nicht-„Opferung einer wichtigen Figur“. Gerade der Mikrowellen-Vatter hätte sich ja am Ende dafür angeboten. Aber die Liebe und der feste Händedruck seines verzeihenden Sohnes waren einfach zu STARK (und somit ein glorreiches Symbol für Menschheit und Familie?), als dass er im Vakuum hätte sterben können.


Fazit

Eine Episode, die schon fast lächerlich rudimentär daherkommt: Dalek übernimmt Mensch, Mensch wehrt sich, Dalek schießt Soldaten zu Klump, Doktor klebt Explosions-Knubbel auf Dalek.

Doch FAST hätte ich alleine für die vom Dalek besessene Nebendarstellerin 2,5 Sterne gegeben. Aber die 12 Minuten an Vatter-Geschwafel haben mich dann doch zu sehr abgetörnt. Und dass ich diese Zeit mehr oder weniger GESTOPPT habe, zeigt ja, dass ich nicht sooo tief in der Handlung drin war.


Bewertung: 2 von 5 TARDISse

 

 

 


Diese Review ist im Original auf Zukunftia.de zu finden!


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Daniel Klapowski
Redakteur
Daniel Klapowski ist Chef-Redakteur von Zukunftia.de, Klei— Feingeist und zudem ein weltberühmter Kenner auserlesener Weine unter zwei Euro. So lautet ein Auszug aus seiner legendären Sammlung von Trinksprüchen: „Fusel aus dem Karton so fein, hilft beim schnellen strulle sein. Prost!“.
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Daniel Klapowski

Daniel Klapowski ist Chef-Redakteur von Zukunftia.de, Klei— Feingeist und zudem ein weltberühmter Kenner auserlesener Weine unter zwei Euro. So lautet ein Auszug aus seiner legendären Sammlung von Trinksprüchen: „Fusel aus dem Karton so fein, hilft beim schnellen strulle sein. Prost!“.
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