Review | 11×01 | Die Frau, die zur Erde fiel (The Woman who fell to Earth)

Doctor Who

“Die Frau, die zur Erde fiel”
(“The Woman who fell to Earth”)


Erstausstrahlung DE: 31. Januar 2019
Erstausstrahlung UK: 7. Oktober 2018

Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Jamie Childs
Produktion: Chris Chibnall, Matt Strevens, Sam Hoyle, Nikki Wilson

Der Doktor: Jodie Whittaker
Graham O’Brien: Bradley Walsh
Ryan Sinclair: Tosin Cole
Yasmin Khan: Mandip Gill


„In Sheffield gibt es keine Aliens!“ In einer Stadt im südlichen Yorkshire verändern sich die Leben von Ryan Sinclair, Yasmin Khan und Graham O`Brien für immer, als eine mysteriöse Frau, die sich nicht an ihren eigenen Namen erinnern kann, vom Nachthimmel fällt. Können sie ihr auch nur ein Wort glauben? Und kann sie dabei helfen, die seltsamen Ereignisse zu bekämpfen, welche in der ganzen Stadt passieren?


Ich erwartete so viel von der neuen Who-Staffel, dass es nicht einlösbar war: Weniger hektisches Rumgespringe sollte es geben, weniger aus dem Hut gezauberte Lösungen („Ich klopfe an diese Konsole uuund… die Alien-Invasion ist vorbei! ICH bin der oktoooorrr!“) und vielleicht weniger Humor, damit man auch mal was bedrohlich finden kann. Eben weniger Marvel-Stimmung (= Aliencomputer plus Mülldeponie ergibt müllsüchtige Schrottpressen-Roboter) und dafür mehr echte SF-Ideen. Doch kann die neue Doktorin all diese Herzenswünsche erfüllen?

Inhalt: Der Doktor ist nun eine Frau und landet in einem nächtlich herumfahrenden Zug, der gerade von einem kabelähnlichen Alien attackiert wird. Sie erinnert sich an wenig, weiß aber sofort, dass sie alle Personen um sich herum einsammeln muss, um dem Grund der Attacke auf der Spur zu kommen. Parallel dazu taucht auch noch ein anderes Alien im Kampfanzug auf, das Leute tötet.

Review

Schade, so richtig toll war die erste Folge nicht.

Statt uns – wie früher – eine beliebige Alieninvasion hinzuknallen, bei der man minutenlang rumrennt und dummes Zeug schwafelt („Rennt! Rennt weiter! Und jetzt rennt erneut!“), nahm man einfach etwas Selbstironie aus der Invasion, ließ alle dezent langsamer rennen und fügte einen ganzen Haufen an Charakteren hinzu, welche die kindischen Erklär-Dialoge sogar noch in die Länge ziehen. Und das nicht mal besonders geistreich: „Hey, kennt ihr euch nicht aus der Schule?“ – „Nein, das ist meine ZWEITE Frau.“ – „Ich mag meine Arbeit als Lagerist nicht.“ – „Diese blonde Frau ist total abgedreht, Leute. Lasst uns alles tun, was sie sagt!“

Tja, so kommt man natürlich auch auf die neue Laufzeit von 60 Minuten statt 40 bis 45.

So hat es diese Episode mit ihren neuen Figuren, dem neuem Drehbuchautor, Regisseur und Showrunner tatsächlich geschafft, dass ich nach 20 Minuten schon keinen Bock mehr hatte und ich plötzlich penibel die 40-Tage-Wettervorhersage auf meinem Smartphone studierte. – Ernsthaft? Ein Schlangenwesen, das sich zurückzieht, weil die Doktorin einmal kräftig um sich haut? Und das ach-so-brutale Device am Hals, das die DNA schmelzen kann, wird überbrückt/getrackt/deaktiviert, weil die Doktorin ein formatiertes Smartphone dran hält?! Und der Gegenspieler ist schon wieder ein Wesen (oder Roboter) im Kampfanzug, das blöd durch die Stadt stapft und nach „coolen“ One-Linern irgendwelche Nebenfiguren abmurkst, aber schissig Abstand zu einer Gruppe verwirrter Neu-Companions hält?

Nein danke, DAS hatte ich jetzt schon 10 Jahre lang. Von dieser entrauschenden Anti-Droge im Dramaturgie-Regal brauche ich erst mal nix mehr. Es mag zwar noch immer Leute geben, die es für kultig halten, wenn sich ein übermächtiger Charakter mit zufällig rumliegendem Krempel und Lötkolben einen neuen Sonic Screwdriver baut, aber ich selbst hätte es jetzt nicht schlimm gefunden, wenn man (und sei es nur zum Spaß) eine nächtliche Eil-Bestellung mittels Conrad-Katalog aufgegeben hätte, um an den neuen Schraubi zu kommen. Diese „Macht aus Scheiße noch Gold“-Kniffe wollte ich nämlich eigentlich nicht mehr sehen. Ich weiß, ich wiederhole mich diesbezüglich ständig. – Aber das macht die Serie ja auch. Aber das macht die Serie ja auch. Aber das…

Die Auflösung der Story ist schon wieder so dämlich, dass ich mich fragen muss, warum man überhaupt den Showrunner wechseln musste. Denn hierfür hätte man auch Steven Moffat eine andere Pappnase aufsetzen können: Der Außerirdische jagt wehrlose(!), zufällig ausgewählte Menschen, um sich dann deren Zähne ins Gesicht zu kleben(!) und zu großer Totschläger-Ehre zu erlangen. Wir sehen also so eine Art „Predator-Dentist“, der sich nicht an Stärkeren misst, sondern an denen, die gerade zufällig im Alien-Telefonbuch ausgewählt wurden. – Aber selbst DAS ist ihm schon zu viel Arbeit! Weil die Sucherei nach schwachen Schreihälsen ziemlich nervig ist, schickt er illegalerweise ein anderes Device vor, um die Beute zu lokalisieren.

Die Doktorin erkennt das natürlich sofort anhand der überwältigenden „Fakten“ (= Es gibt ein Alien UND ein fliegendes Metallding) und stichelt munter auf dem brutalen Besucher herum. Warum sollte der sich auch wehren? Das haben die Aliens nach den Amüsement-Ansprachen der letzten 10 Staffeln auch nie gemacht… Aber okay, das zweite Todesopfer hatte den Pannemann-Predator ja auch mit Salat beworfen(!) und den Tod damit eindeutig verdient.

Am Ende wird wieder viel geschrien, etwas geklettert und abermals eine Lösung aus dem blonden Haar geschüttelt. Alles schon mal dagewesen – und aus irgendeinem Grund (Faulheit?) nie wieder weggegangen. So wie die neuen Companions, die uns nach diesem Mini-Abenteuer wohl treu an den Hacken kleben werden.

Mussten das eigentlich gleich so VIELE sein? Ich erhole mich schließlich immer noch von den letzten oberflächlichen Flitzpiepen…


Fazit

Die neuen Autoren, der Geschlechtswechsel des Doktors, die Reduzierung der Folgenanzahl pro Staffel und die hochgesteckten Ziele haben in zumindest dieser Folge zu nichts geführt. Außer zu dem Wunsch, ein drittes Nasenloch zu besitzen, weil meine anderen beiden so rasch leergepopelt waren – vor Langeweile.

Statt frische Konzepte zu bestaunen, dürfen wir uns mit einem Spar-Killer (nicht du, Kollege Sparkiller!) rumärgern, der wehrlose Menschen umnietet und auch gerne mal sinnfrei auf einen Kran kraxelt, statt unten einfach auf die Mittagspause des Arbeiters zu warten. Äh… – Auch, wenn die anscheinend nur nachts(?) arbeiten.

Das Argument, dass wir uns anhand einer normal-doofen Geschichte erst an das neue Doc-Gesicht gewöhnen müssen, lasse ich übrigens nicht gelten. Denn der/die neue Doktor/in ist genauso hibbelig, allwissend und basteltechnisch gottgleich wie die vier letzten.


Bewertung: 2 von 5 TARDISse

 

 

 


Diese Review ist im Original auf Zukunftia.de zu finden!


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Daniel Klapowski
Redakteur
Daniel Klapowski ist Chef-Redakteur von Zukunftia.de, Klei— Feingeist und zudem ein weltberühmter Kenner auserlesener Weine unter zwei Euro. So lautet ein Auszug aus seiner legendären Sammlung von Trinksprüchen: „Fusel aus dem Karton so fein, hilft beim schnellen strulle sein. Prost!“.
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Daniel Klapowski

Daniel Klapowski ist Chef-Redakteur von Zukunftia.de, Klei— Feingeist und zudem ein weltberühmter Kenner auserlesener Weine unter zwei Euro. So lautet ein Auszug aus seiner legendären Sammlung von Trinksprüchen: „Fusel aus dem Karton so fein, hilft beim schnellen strulle sein. Prost!“.
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