CLASS
„BLUTIGE ANFÄNGER“
(„THE COACH WITH THE DRAGON TATTOO“)
Erstausstrahlung DE: 11. April 2017
Erstausstrahlung UK: 22. Oktober 2016
Drehbuch: Patrick Ness
Regie: Ed Bazalgette
Produktion: Patrick Ness, Steven Moffat, Brian Minchin
Miss Quill: Katherine Kelly
Charlie: Greg Austin
Ram: Fady Elsayed
April: Sophie Hopkins
Tanya: Vivian Oparah
Die tragischen Ereignisse während des Balls haben Ram sehr zugesetzt. Er kann sich nicht an die neue Realität gewöhnen und entfernt sich immer mehr von den drei anderen. Verzweifelt versucht er, auf dem Footballfeld die Nerven zu behalten. Als Ram sieht, wie einer Person die Haut abgezogen wird, glaubt er, den Verstand zu verlieren. Doch er hat sich nicht getäuscht: Denn auch Tanya, Charlie und April haben es mit einem furchterregenden, monströsen Drachen zu tun, der seinen Opfern die Haut abziehen will. Allen wird schnell klar, dass sie angegriffen werden. Um das Monster zu bekämpfen und Coal Hill zu beschützen, muss die Clique zusammenhalten. (Text: One)
The Girl with the Dragon Tattoo – oder wie der deutsche Name dieses Buches lautet: Verblendung – gehört für mich zu einer der besten Krimi-Reihen, die ich je gelesen habe (Kleiner Lesetipp am Rande). Und obwohl der Titel vielleicht etwas vermuten lassen könnte, hat die zweite Folge von Class natürlich absolut nichts mit dem ähnlich klingenden Buch gemeinsam (und auch nichts mit der Supernatural Folge „The Girl with the Dungeons and Dragons Tattoo“, da muss ich dich, kleines Mädchen, deren Kommentar ich auf Facebook gelesen habe, wie sehr du dich darüber freust, dass hier eine Anspielung auf Supernatural gemacht wurde, leider enttäuschen. Auch dir empfehle ich mal in die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson reinzuschauen 😉 ).
Nein, die Ähnlichkeit hört bei dem getragenen Tattoo der angesprochenen Personen schon auf – und das ist auch gut so…
Sehr oft ist es so, dass man mit der zweiten Folge einer Staffel, das Tempo zügelt. Dass man die Charaktere in den Vordergrund stellt und diese die Ereignisse der ersten Folge verdauen lässt. Ähnliches macht man hier, allerdings erlaubt das Setting und die generelle Konzentration auf die Charaktere etwas, was man beispielsweise in der Mutterserie nicht hat – es wirkt keinesfalls so, als würde dem Ganzen der Wind aus den Segeln genommen werden.
Wer nun befürchtet, dass man hier eine reine Monster-of-the-Week Folge präsentiert bekommt, hat zwar zum Teil recht, aber muss trotzdem nichts befürchten. Denn, wo der Antrieb für die Coal Hill Gang ganz klar das Ziel ist, den gefährlichen Drachen zu besiegen, welcher in der Schule sein Unwesen treibt, so dient dies doch vordergründig nur dem Zweck, die Charaktere aneinander zu binden und deren Beziehung zu festigen. Bereits in der zweiten Folge haben wir eine spürbare Charakterentwicklung, primär bei Ram und Miss Quill.
Ram muss mit dem Verlust seines Beines und somit mit dem neuen mechanischen Bein klar kommen, aber ebenso mit dem Verlust seiner Freundin, die vor seinen Augen getötet wurde und das alles, während er sich weiterhin als Sportler behaupten muss und von seinen Freunden und seinem Vater ausgefragt wird. Die Figur machte bei der Einführung klar den Eindruck, als hätte man hier einfach den coolen Macho, wie ihn jede Schulserie hat. Doch die Ereignisse um Ram und die Emotionalität, wie er selbst mit der Situation umgeht und sich schließlich seinem Vater anvertraut, sind dermaßen gut umgesetzt, dass sich Fady Elsayed direkt an die Spitze des Schüler-Casts spielt. Es wirkt einfach absolut glaubhaft und in keinster Weise falsch, was uns präsentiert wird.
Ebenso erlebt Miss Quill eine Wandlung. Wo sie uns in der ersten Folge durchweg als kaltherzige, taffe Frau präsentiert wurde, die alles weiß und alles kann, sehen wir eine ganz andere Facette der unfreiwilligen Lehrerin. Sie kann und weiß eben nicht alles. Zum ersten Mal zeigt Class hier, was der große Unterschied zu Doctor Who ist. Denn der Doktor wüsste was los ist, er wüsste was er machen müsste, er hätte einen Plan. Und kurz fühlte es sich auch so an, als wäre der Moment gekommen, wo der Doktor selbst wieder ins Bild springt und den Tag rettet, doch das geschieht nicht. Die Schüler müssen sich selbst retten, unter Umständen sogar sich selbst opfern um andere zu retten und Entscheidungen treffen, die selbst dem Doktor nicht leichtfallen – lieber den Coach sterben lassen, als alle anderen. Er war schließlich der Bad Guy.
Ich erwarte nicht, dass wir den Doktor in der Serie, außer eventuell im Staffelfinale, noch einmal wiedersehen und somit ist, neben dem (veränderten) Setting die einzige Konstante, die wir zu Doctor Who haben, Mr. Armitage, der bereits in Staffel 8 als vorgesetzter von Clara und Danny in Erscheinung trat. Dieser Konstante entledigt sich Class aber bereits in dieser Folge, als sie den sympathischen Armitage, der sich zuvor noch schützend vor seine Schüler gestellt hatte, kurzerhand von dem Drachen verspeisen lassen. Die Coal Hill Schule hat einen wirklich großen Verschleiß von Angestellten, seitdem der 12. Doktor dort zum ersten Mal auftauchte…
Die Animationen der Drachen, war sehr schön. Natürlich kein Vergleich zu Game of Thrones beispielsweise – aber wer sowas erwartet, hat den Schuss eh nicht gehört. Wir reden hier über eine kleine britische Spin-Off Serie, die primär für eine Online-Veröffentlichung produziert wurde. Und da kann man über die Animationen wirklich nicht meckern. Die Drachen wirken sehr gut und auch sehr außerirdisch konzipiert und die Animation ist scharf und flüssig. Generell passt optisch in der Serie alles perfekt ineinander und nichts wirkt so, als würde es aus dem Rahmen fallen.
Nicht wenige haben die Serie im Vorfeld, durch den jungen Cast und das Label „Young-Adult“, mit Buffy verglichen. Ob sich die Serie den Vergleich erlauben kann, kann man in der zweiten Folge noch nicht absehen – was aber durchaus anzumerken ist, dass man sich als Zuschauer durchaus hie und da an Buffy erinnert fühlt. Als sich der Begutachter, der Miss Quill erst das Leben schwer macht und sich dann als unfreiwilliger potentieller Sexualpartner wiederfindet (Einer der WTF?-Momente der Folge… die arme Miss Quill… da muss schon lange Flaute herrschen…), schließlich als Roboter herausstellt, sind die Parallelen zu Buffy deutlich spürbar. Außerdem scheint hier erstmalig ein Story Arc aufgebaut worden zu sein, der nichts mit den Rissen in Zeit und Raum und der Flucht der beiden Aliens auf die Erde, zu tun hat.
Und wie es bei Buffy so oft der Fall war, war gar nicht das Monster das Monster, sondern der Mensch dahinter. Das Monster selbst stand für etwas, was die Charaktere, in diesem Fall Ram, gerade durchmachen. Der Drache tat nur das, was er für das richtige hielt um seine Freundin zu beschützen. Der Coach trieb den Drachen dazu, diese schrecklichen Taten zu vollführen, weil er die Macht, die ihm sein Tattoo verlieh, nicht wieder hergeben wollte. Und Ram fasst seine Situation und die des Drachen wunderbar zusammen: Manchmal verändert sich das Leben und man kann gar nichts daran ändern. Es wird nie wieder so wie es war, man muss das beste aus dem machen, was kommt. Und so schafft er es auch, den Drachen davon zu überzeugen, den Coach anzugreifen und mit seiner Partnerin so zu leben, wie sie ist, statt weiter zu morden und von ihr getrennt zu sein. Am Ende wird der Coach als ein Stück Leder fortleben und die Schüler müssen dies billigen. Das kleinere Übel. Der Bad Guy muss sterben, damit Frieden herrscht. Eine erwachsene Herangehensweise, wie sie Torchwood damals nur in einer einzigen Staffel schaffte.
„The Coach with the Dragon Tattoo“ zeigt eine Monster-of-the-Week Folge, ohne das Tempo zu drosseln. In gewissen Belangen legt die Serie sogar deutlich Tempo zu und das tut ihr wirklich gut. Ebenso die Eigenständigkeit und das Fernbleiben von Doktor und TARDIS verhelfen der zweiten Folge zu einer fast perfekten Fortführung.
BEWERTUNG: 4 von 5 TARDISse
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