„13 Doktoren, 13 Geschichten“
Doctor Who – „13 Doktoren, 13 Geschichten“
Erstveröffentlichung: 06. Mai 2019
Format: Taschenbuch
Seiten: 600
Autoren:
Eoin Colfer, Michael Scott, Marcus Sedgwick, Philip Reeve, Patrick Ness
Richelle Mead, Malorie Blackman, Alex Scarrow, Charlie Higson,
Derek Landy, Neil Gaiman, Holly Black & Naomi Alderman
Übersetzung:
Susanne Döpke, Christian Humberg, Claudia Kern,
Anika Klüver, Stephanie Pannen, Wibke Sawatzki & Sabine Elbers
ISBN-13: 978-3959816649
Die Neuauflage der Jubiläumskollektion – mit zwei neuen Geschichten! Ein spannendes Abenteuer von jeder Inkarnation des Doktors – von einigen der berühmtesten Autoren unserer Galaxie. Diese Kollektion bietet nicht nur für Fans der jahrzehntelangen britischen TV-Serie ein Fest an Kurzgeschichten voller Abenteuer, Wissenschaft, Magie, Monstern und Zeitreisen. Die neue Version der beliebten und erfolgreichen Anthologie beinhaltet eine brandneue Geschichte zum dreizehnten Doktor von Naomi Alderman (DIE GABE, eines der Lieblingsbücher Barack Obamas). Der erste weibliche Doktor kämpft zusammen mit seinen drei engen Freunden für die Rettung des Universums. Die andere Autoren sind so illustre Namen wie Eoin Colfer, Michael Scott, Marcus Sedgwick, Philip Reeve, Patrick Ness, Richelle Mead, Malorie Blackman, Alex Scarrow, Charlie Higson, Derek Landy, Neil Gaiman und Holly Black.
Rezension
„13 Doktoren, 13 Geschichten“ ist, wie der Titel schon vermuten mag, eine Neuauflage des direkten Vorgängerbandes „11 Doktoren, 11 Geschichten“ – zumindest in Deutschland. Auf Englisch gab es schon eine „12 Doctors, 12 Storys“-Neuauflage dazwischen, welche mit dem Einzug des 12. Doktors in der TV-Serie erschienen ist. Diese wurde allerdings – obwohl sie kurzzeitig sogar hierzulande angekündigt war – übersprungen, um direkt die aktuellste Version dieser Kurzgeschichtensammlung, inklusive der dreizehnten Geschichte um den aktuellen 13. Doktor, herausbringen zu können. Daher sollte einem Klar sein, dass man hier, sofern man schon „11 Doktoren, 11 Geschichten“ sein Eigen nennt, lediglich zwei neue Geschichten bekommt und der vorherige Inhalt derselbe bleibt. Da das Vorgängerbuch bisher nicht auf Whoview.de rezensiert wurde, werde ich allerdings auch die ersten elf Geschichten nicht außen vor lassen.
Jeder bisher bekannte Doktor, bis einschließlich Nummer 13, erhält in diesem Buch eine eigene Kurzgeschichte. Jede Geschichte ist von einem anderen Autoren geschrieben, wodurch auch die Qualität nicht konstant bleibt und durchaus schwankt. So reichen die Geschichten von schlecht, über generisch und klischeehaft, zu gut und spannend und schließlich sind auch ein paar Highlights dabei. Nachfolgend möchte ich kleine Kurzrezensionen verfassen, um anschließend den gesamten Band zu beurteilen:
1. Der erste Doktor: Der Doktor schafft’s mit links – von Eoin Colfer (Übersetzung: Stephanie Pannen)
Die chronologisch erste Geschichte in diesem Band ist dann leider auch direkt schon die schwächste. Obwohl Eoin Colfer einer der bekanntesten Namen unter der Auflistung der Autoren ist, vermag er es nicht eine überzeugende Story zu entwickeln, oder auch nur den Charakter des ersten Doktors richtig einzufangen. Man hat generell das Gefühl, dass Colfer vordergründig die neue Serie kennt und den ersten Doktor aus einer weit entfernten Erinnerung heraus schreibt. Das alleine ist schon ärgerlich, wäre aber kein Beinbruch, wenn die Story selbst überzeugen würde. So präsentiert uns Colfer eine offensichtliche Hommage an Peter Pan, welche allerdings sehr platt wirkt und auch schnell wieder vergessen wird. Leider die Chance vertan.
2. Der zweite Doktor: Die namenlose Stadt – von Michael Scott (Übersetzung: Christian Humberg)
Jedoch schon mit der zweiten Geschichte haben wir das direkte Gegenteil. Denn auf die schwächste, folgt die stärkste Kurzgeschichte dieses Buches. Obwohl auch Michael Scott es nicht ganz schafft, den zweiten Doktor so zu zeichnen, wie man ihn kennt und er dadurch ein wenig generisch wirkt, überzeugt die Story selbst dafür um so mehr. Vergessen ist Peter Pan, dafür wird sich stark an H.P. Lovecraft orientiert. Eine dunkle, spannende Athmosphäre, schnelles Tempo und ein gut erzähltes Ende. Absolutes Highlight.
3. Der dritte Doktor: Der Speer des Schicksals – von Marcus Sedgwick (Übersetzung: Claudia Kern)
Auch die dritte Geschichte gehört zu den besseren des Buches. Marcus Sedgwick trifft den Charakter des 3. Doktors auf den Punkt und lässt ihn auf eine fantasievolle Reise gehen, um den Weg des titelgebenden Speers des Schicksals zurückverfolgen zu können. Ein Rätsel, ein cool klingender McGuffin, der dritte Doktor und Wikinger! Unterhaltsam und kurzweilig.
4. Der vierte Doktor: Die Wurzeln des Bösen – von Philip Reeve (Übersetzung Anika Klüver)
Diese Geschichte ist perfekt auf den vierten Doktor zugeschnitten. Dieser findet sich in einem sehr fantastischen Setting wieder und muss sich hier auf seinen Verstand verlassen, um aus der Bredouille wieder rauszukommen. Der Antagonist in dieser Geschichte, sowie der vierte Doktor selbst, überzeugen hier am meisten und sorgen für ein paar gut unterhaltende Leseseiten.
5. Der fünfte Doktor: Böse Zungen – Patrick Ness (Übersetzung: Christian Humberg)
Mit „Böse Zungen“ schrieb Patrick Ness (übrigens Schöpfer der Doctor Who Spin-Off Serie „Class“) die wohl verträumteste Geschichte in diesem Buch. Er greift eine allgemeine Frage auf und lässt den fünften Doktor ergründen, ob das Lügen eine gute Sache ist und, wenn ja, wie weit man damit gehen sollte? Nette Idee, gut umgesetzt.
6. Der sechste Doktor: Etwas Geliehenes – von Richelle Mead (Übersetzung: Anika Klüver)
Der sechste Doktor findet sich auf einer Alienhochzeit ein, erlebt so einige außergewöhnliche Dinge und trifft dann auch noch auf die Rani! Diese Story lebt von dem Einfallsreichtum seiner Autorin und vom sechsten Doktor, der wohl mit, von allen Doktoren in diesem Band, am besten getroffen wurde. Kurzweilig, unterhaltsam und mit vielen originellen Ideen verziert.
7. Der siebte Doktor: Wellen am Strand – von Malorie Blackman (Übersetzung: Claudia Kern)
Der Titel erinnert eher an Rosamunde Pilcher statt Doctor Who, hat damit aber zum Glück nichts zu tun. Mit „Wellen am Strand“ geht Malorie Blackman einer Frage nach, die schon mehrfach in Doctor Who behandelt wurde (zuletzt im TV in „Operation Dalek“), nämlich: Gibt es gute Daleks? Der siebte Doktor trifft hier nämlich eben solche Daleks, die den Eindruck vermitteln, auf seiner Seite zu stehen – was Ace auch direkt überzeugt, wohingegen der Doktors skeptisch bleibt. Die Geschichte ist gut erzählt, schöpft aber gefühlt nicht sein ganzes Potential aus. So wirkt das Ende vorhersehbar, wenn auch unterhaltsam. Eine Geschichte im guten Mittelmaß.
8. Der achte Doktor: Die Spore – von Alex Sparrow (Übersetzung Wibke Sawatzki)
Leider eine der schwächeren Geschichten, trotz eines gut geschrieben Doktors. Dieser verfolgt nämlich eine Sonde, welche in der Wüste abstürzte, weswegen sich er sich unters Militär mischen muss, um seine Arbeit verrichten zu können. Klingt generisch, liest sich generisch und wirkt weniger wie eine normale Doctor Who Folge, sondern erinnert (zugegeben, vielleicht nur wegen dem Setting) eher an die Animationsfolgen des 10. Doktors – oder an einen Comic.
9. Der neunte Doktor: Die Bestie von Babylon – von Charlie Higson (Übersetzung: Stephanie Pannen)
Auch „Die Bestie von Babylon“ weiß leider nicht zu überzeugen und wird seinem spannend klingenden Titel leider nicht gerecht. Es hilft auch nichts, dass diese Geschichte sich während der Folge „Rose“ abspielt – nämlich zwischen dem Angebot des Doktors, dass Rose ihn begleiten dürfte, welches sie bekanntlich zuerst ablehnt und woraufhin er mit der TARDIS ja verschwindet, nur um wenige Sekunden später wieder aufzutauchen, um ihr dies nochmal anzubieten, nur mit dem Zusatz, dass die TARDIS auch eine Zeitmaschine wäre. Was in der TV-Serie offensichtlich nur ein Gag sein sollte, wird hier jetzt so ausgedehnt, dass der Doktor tatsächlich ein Abenteuer zwischendurch alleine erlebt hätte, nur um danach wieder zurück zu Rose zu kommen. So unglaubwürdig wie sich dies schon liest, wirkt dann aber auch die ganze Geschichte, die weder spannend noch lustig ist. Wobei: Auch wenn diese Geschichte VOR dem Treffen mit Rose gespielt hätte, hätte es sie qualitativ nicht gerettet.
10. Der zehnte Doktor: Das Geheimnis des Spukhauses – von Derek Landy (Übersetzung: Susanne Döpke)
Der Name ist Programm: Der Doktor und Martha finden sich in einem waschechten Spukhaus wieder und gehen dessen Geheimnis auf die Spur. Was diese Geschichte hervorhebt, ist die unvorhergesehene Auflösung, welche einen besonderen Kniff enthält. Man fühlt sich dabei etwas an „Die unendliche Geschichte“ erinnert – um nicht zu viel zu verraten. Konsequent erzählt und ein dankbares Ende.
11. Der elfte Doktor: Kein Uhr – von Neil Gaiman (Übersetzung: Anika Klüver)
Neil Gaiman ist der wohl größte Name, der das Buchcover ziert und schrieb bereits Folgen für die TV-Serie. Auch mit „Kein Uhr“ bleibt er seiner Linie treu und schickt den elften Doctor und Amy in ein Abenteuer, gegen einen Feind, der den Time Lords schon lange bekannt ist. Die Geschichte nimmt mehr und mehr Fahrt auf und endet mit einer gelungenen Auflösung. Auch versteht es Gaiman sehr gut, seine Charaktere darzustellen. Diese Story hätte so vermutlich auch als Skript für die TV-Serie funktioniert. Definitiv eine der besten Geschichten des Buches.
12. Der zwölfte Doktor: Licht aus! – von Holly Black (Übersetzung: Sabine Elbers)
Der Ansatz dieser Geschichte ist nett, denn diese wird aus der Perspektive eines Aliens erzählt. Das ist leider aber auch schon der selling point und viel folgt darauf nicht. Der Charakter des Doktors ist nicht gut getroffen und man merkt ihr an, dass diese Geschichte wohl geschrieben wurde, bevor der 12. Doktor im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ein sehr generischer Doktor, der so eigentlich auch jeder andere hätte sein können, ohne dass man die Eigenarten des Charakters ausspielen konnte. Auch die Erwähnung von Clara, aber dann doch ihr ausbleiben aus der Geschichte, helfen über diesen Eindruck nicht hinweg. Leider nicht überzeugend.
13. Der dreizehnte Doktor: Zeitfluss – von Naomi Alderman (Übersetzung: Sabine Elbers)
„Zeitfluss“ schafft es, obwohl sie vermutlich ebenfalls, wie „Licht aus!“ vor der TV-Ausstrahlung des 13. Doktors geschrieben wurde, hingegen durchaus gute Charaktere darzustellen und eine gute Geschichte abzuliefern. Wobei der Hauptfokus der Autoren scheinbar gar nicht bei den etablierten Figuren liegt, sondern bei den Nebencharakteren und dem Setting. Eine nette Geschichte, die über dem Durchschnitt liegt und einen runden Abschluss für die Kurzgeschichtensammlung bietet.
Fazit:
Die Qualität schwankt, doch sind die guten und herausragenden Geschichten in der Überzahl. Besonders gefällt die Vielfalt der Geschichten. Sowohl das abwechslungsreiche Setting, die verschiedenen Stile und Herangehensweisen, als auch die wiederauftretenden bekannten Charaktere, sorgen für eine bunte und unterhaltsame Mischung. Wer bereits „11 Doktoren, 11 Geschichten“ besitzt, muss abwägen, ob ihm die zwei neuen Geschichten das Upgrade wert sind – alle anderen können getrost zugreifen, zumal das Vorgängerbuch schon länger Verlagsvergriffen ist und nur noch diese aktuelle Ausgabe erhältlich ist. Wenn ihr die Wahl habt: kauft die 13. Doktoren. Euch entgeht nichts, wenn ihr den Vorgänger überspringt.
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