DOCTOR WHO
„DER ZAUBERLEHRLING“
(„THE MAGICIAN’S APPRENTICE“)
Erstausstrahlung DE: 3. Dezember 2015
Erstausstrahlung UK: 19. September 2015
Drehbuch: Steven Moffat
Regie: Hettie MacDonald
Produktion: Steven Moffat, Brian Minchin, Peter Bennett
Der Doktor: Peter Capaldi
Clara Oswald: Jenna Coleman
„Davros made the Daleks. But who made Davros?“ Der alte Erzfeind des Doktors liegt im Sterben und hat eine Botschaft für ihn. Für den Timelord zeigt sich bei dieser Begegnung, wie sich seine guten Absichten ins Gegenteil verkehrt haben und ihn nun alles kosten könnten, was ihm etwas bedeutet. Ich warne besonders ausdrücklich vor Spoilern!
Missy besucht Clara und behauptet, das Testament des Doktors erhalten zu haben, was bedeutet, dass er kurz davor steht, zu sterben. Gemeinsam reisen sie ins Jahr 1138 und müssen nicht lange suchen, denn der Doktor macht durch mehr als nur einen Anachronismus auf sich aufmerksam. Es zeigt sich, dass er eine lang aufgeschobene Konfrontation mit seinem Erzfeind Davros hinauszögert, der endlich herausgefunden hat, wie er den Doktor wirklich besiegen kann: indem er seine Freunde tötet und die TARDIS zerstört.
Ich möchte gleich zu Beginn einmal festhalten, dass ich das wahre Ausmaß an Genialität, das hinter dieser Episode steckt, noch nicht einmal erfasse. Da gebe ich mich gar keinen Illusionen hin, hier sind einmal klar jene Fans im Vorteil, die auch die alte Serie gesehen haben und die ganze Vorgeschichte von Davros und den Daleks kennen. Nichtsdestotrotz entwickelt die Folge auch für Neufans wie mich eine ungeahnte Wucht, so viele Notizen wie diesmal hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr, und ich war über die vierzig Minuten derart gefesselt, dass mich das „to be continued“ am Ende kalt erwischte.
Ohne also die Hintergründe zu kennen, möchte ich das hier präsentierte Dilemma des Doktors dennoch näher beleuchten. Zu Beginn der Folge sehen wir ihn, wie er auf einem fremden Planeten einen Jungen retten will. Als er erfährt, dass es sich dabei um Davros handelt, trifft er eine Entscheidung und lässt ihn zum Sterben zurück. Er tut das in dem Wissen, dass Davros die Daleks erschaffen und somit zum Auslöser des Time War werden wird. Die entscheidende Frage nun lautet aber, war das ein Prädestinationsparadoxon, hat er also die Ereignisse erst durch die Tat in Gang gesetzt, die sie seiner Ansicht nach verhindern würden? Schlimmer noch, was geschieht, wenn er Davros, wie in der letzten Szene angedeutet, wirklich tötet? Ist das überhaupt möglich? Immer wieder wurde von fixen Punkten in der Zeit gesprochen, hier wurden sie mit keinem Wort erwähnt, aber ist etwas so Gewaltiges wie der Time War wirklich ungeschehen zu machen? In „The Magician’s Apprentice“ steckt eine philosophische Tiefe, die sich einem tatsächlich erst bei mehrmaligem Sehen erschließt.
Was von Missys Rückkehr zu halten ist, kann ich momentan nur schwer einschätzen. Es wurde vonseiten der Produktion gar nicht erst der Versuch unternommen, das geheim zu halten, und ich habe schon mitbekommen, dass sich eine Menge Leute sehr darüber gefreut haben. Wenn ihr euch an meine Kritik zum letzten Staffelfinale erinnert, wisst ihr, dass ich nicht dazu gehöre. Gleichwohl ist sie mir in dieser Folge nicht so negativ aufgefallen wie zuvor, das lag wohl zum einen an der Rolle (in der seltsamen Logik eines Timelords ist sie so was wie die beste Freundin des Doktors), zum anderen an ihrem leicht zurückgeschraubten Wahnsinn, der hier in erster Linie für die humorvollen One-Liner sorgte.
Clara auf der anderen Seite spielte eine so nebensächliche Rolle, dass es vermutlich gar nicht aufgefallen wäre, wäre sie gar nicht vorgekommen. Ich weiß nicht, ob es an der Natur der Geschichte liegt (und an ihrer schieren Epik) oder doch ein Relikt dessen ist, dass Jenna Coleman ihren Ausstieg dann doch zurückzog (und mittlerweile wieder bestätigt hat, herrje). Für sie scheint der Ausflug ohnehin ein Abenteuer am Rande zu sein, denn zusätzlich zu ihrem Tagesjob als Lehrerin arbeitet sie mittlerweile auch für UNIT. Sie ist jetzt auch cool und fährt Motorrad, aber das nur am Rande.
The Magician’s Notes. „The Magician’s Apprentice“ ist ein Buch von Trudi Canavan (auf Deutsch als „Magie“ erschienen), das nach meinem Wissen nichts mit der Folge zu tun hat. Womöglich wird hier aber auch nur darauf angespielt, dass Davros durch die Grausamkeit des Doktors lernt und deshalb so wird, wie er eben wird. Die Hände mit Auge, die aus dem Boden kommen, waren enorm gruselig, bitte mehr davon? „I was looking for a bookshop.“ Die Folge lieferte gleich den passenden Hashtag: #planeshavestopped. „Jane Austen. Amazing writer, brilliant comic observer, and strictly among ourselves, a phenomenal kisser.“ Nun, das klingt nach einer interessanten Geschichte, die erzählt werden möchte! Der Doktor, der Panzer und die elektrische Gitarre, wann war je etwas bizarrer? Und er hat den Leuten schon im Mittelalter das Wort „dude“ beigebracht. Die Schlange, die einen Menschen imitiert, war visuell großartig. „Do not go gentle into that good night“ ist aus einem Gedicht von Dylan Thomas, das wir seit „Interstellar“ alle gut kennen. Der Doktor behauptet, die TARDIS kann nicht zerstört werden. Mich beschäftigt seither die Frage, ob er einfach gelogen hat (mal wieder) oder ob die ganze Scharade am Ende doch nur ein Trick von Davros ist, um zu sehen, wie weit der Doktor zu gehen bereit ist. Diese Theorie gebe ich auch nicht auf, bis die nächste Folge was anderes behauptet.
BEWERTUNG: 5 von 5 TARDISse
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