DOCTOR WHO
“TOD IM HIMMEL”
(“DEATH IN HEAVEN”)
Erstausstrahlung DE: 20. Dezember 2014
Erstausstrahlung UK: 8. November 2014
Drehbuch: Steven Moffat
Regie: Rachel Talalay
Produktion: Steven Moffat, Brian Minchin, Peter Bennett
Der Doktor: Peter Capaldi
Clara Oswald: Jenna Coleman
„Thank you for making me feel special.“ – „Thank you for exactly the same.“ Der zweite Teil der finalen Doppelfolge überzeugt plottechnisch nicht völlig, wird am Ende dann aber doch noch wunderbar persönlich und dunkel. Warnung vor dem Spoiler!
Nachdem Missy ihre Armee aus Cybermen hat aufmarschieren lassen, greift UNIT ein, nimmt sie fest und erklärt den Doktor zum Präsidenten der Erde. Entscheidungskraft ist nun auch vonnöten, denn die Cybermen haben sich zu einer Wolke vereinigt, aus der quasi die Seelen der Verstorbenen in ihre Körper zurückregnen und sie gleichzeitig upgraden, so, dass die Armee immer weiter wächst. Gänzlich unerwartet schenkt Missy dem Doktor diese Armee, und er muss sich endlich der Frage stellen: Ist er ein guter Mann?
Als ich es immer und wieder hinausschob, diese Review zu schreiben, dachte ich zunächst, es läge nur daran, dass ich mitten im Umzug steckte. Doch je mehr ich mich in meinem neuen Heim einrichtete, desto klarer wurde, dass es an der Folge selbst lag, dass ich so gar keine Lust verspürte, mich erneut damit auseinanderzusetzen. Warum nur muss immer gleich die ganze Welt bedroht sein? Ich gestehe offen, dass ich mit Missy nicht warm geworden bin, wie ich auch schon mit der vorherigen Inkarnation des Masters wenig anfangen konnte. So interessant ich ihren Grund fand, zeigen zu wollen, dass sie und der Doktor gar nicht so verschieden sind, ist mir eigentlich nicht klar, wohin der ganze Plan letztendlich führen sollte. Wenn sie eines hätte wissen müssen, dann, dass er diese Armee niemals annehmen wird. Und schon gar nicht mordend damit durch die Galaxis fliegt.
Wenn ich nun aber gleich so prominent meine scharfe Kritik äußere, möchte ich sofort hinzufügen, wie wunderschön ich den Abschluss der Folge fand. So klein und bescheiden ist „Doctor Who“ selten, und genau deshalb funktioniert das so gut, deshalb ist es der perfekte, wenngleich bittersüße Abschluss für diese Staffel. Sowohl Clara als auch der Doktor lügen den jeweils anderen an, um ihm den unvermeidlichen Abschied leichter zu machen. Dabei waren es vor allem die Szenen des Doktors, der so hoffnungsvoll zu den Koordinaten von Gallifrey fliegt und dann in einem Ausbruch purer Wut auf die TARDIS-Konsole eindrischt, die mich ungeheuer bewegt haben. Zumal sie im krassen Gegensatz zu seinen ruhigen Worten standen, mit denen er Clara schildert, wie er nun erst mal nach Hause fliegen will. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie sehr mir Peter Capaldi im Laufe der Staffel ans Herz gewachsen ist, sein Doktor ist eine schwierige und schwer zugängliche Persönlichkeit, die aber durch völlig unerwartete Zeichen der Zuneigung gewinnt. Es wird sicherlich spannend, in welche Richtung die Serie nach Claras Weggang geht. Der Zeitpunkt ist richtig, denn auch wenn ich Clara immer mochte, ging mir das Hickhack mit Danny speziell in der zweiten Hälfte der Staffel ganz unglaublich auf den Keks. Ein klarer Schnitt ist nötig und kann der Serie nur gut tun.
Zum überhaupt ersten Mal haben für mich diesmal auch die Cybermen funktioniert, obwohl sie eigentlich kaum präsent waren. Nicht allein die Idee, dass in ihnen Tote stecken, machte die makabre Stimmung aus, auch die Tatsache, dass sie sich wie Zombies bewegten und nicht die übermächtigen Soldaten waren, als die wir sie bisher erlebt haben. Natürlich hatte die Story gewisse Lücken, die einer genaueren Betrachtung nicht standhalten. Zum Beispiel kam es mir trotz viel Technobabbel wie blanker Unsinn vor, dass der Cyberregen den Toten nicht nur ihre Seele wiedergibt, sondern sie zugleich auch noch umwandelt – offenbar innerhalb von Minuten. Auch wieso Danny halb verwest noch auf dem Tisch in der Leichenhalle liegt, hat sich mir nicht erschlossen und hatte ganz offensichtlich auch rein dramaturgische Gründe. Ebenso die Tatsache, dass nur er und Kates Vater in der Lage waren, der Programmierung zu widerstehen. Das in Kombination mit Missys Hyperaktivität hat mir die Folge wirklich enorm verleidet.
Ein paar wenige Worte zum Gesamteindruck der Staffel. Ich denke, anhand meiner einzelnen Besprechungen ist schon klar geworden, dass ich speziell von Peter Capaldi sehr angetan war, selbst wenn einzelne Plots nicht immer meinen Geschmack getroffen haben. Dabei schien mir die Staffel aber konstant auf einem hohen Niveau zu sein, mit einigen äußerst guten Folgen („Listen“!), jedoch keinen ganz schlimmen Ausreißern (obwohl „Robot of Sherwood“ grenzwertig war). Was mir ein wenig fehlte, war der rote Faden, an den ich mich unter Steven Moffat so gewöhnt habe. Sicher, wir hatten Missy, aber die wenigen Szenen ergaben nie wirklich Sinn, und im Rückblick haben sie zu Gesamthandlung auch nicht wesentlich beigetragen. Die Thematik der Roboter, die alle ins „promised land“ wollen, hat man sogar ganz frech unter den Tisch fallen lassen, offenbar in der Hoffnung, dass keiner merkt, dass man hier in einer Sackgasse gelandet war. Nach wie vor würde ich mir wünschen, dass „Doctor Who“ mehr in Richtung starker Zweiteiler geht, um mehr Zeit zum Erzählen zu haben und dem Capaldi-Doktor Raum zu geben.
Notes in Heaven. Sich als der Doktor auszugeben, war schon ziemlich clever von Clara. Kein Wunder, dass der Doktor findet, sie ist nicht einfach nur sein „assistent“, sondern „friend“. Und wie cool war das denn, dass Jenna Coleman im Vorspann prompt zuerst genannt wurde? Osgood mit ihrer Fliege war so süß, es ist eine Schande, dass sie sie getötet haben. Missy war die Frau im Shop, die Clara damals die Telefonnummer des Doktors gegeben hat, das ahnten wir wohl längst. Aber die Erklärung, dass sie die perfekte Wahl war, weil sie ein Kontrollfreak ist und der Doktor jemand, der sich nicht kontrollieren lässt, die war fesch. Reden wir lieber nicht über die Szene, wo der Doktor aus dem Flugzeug fällt und zur TARDIS fliegt. „I am not a good man! And I’m not a bad man. I am not a hero. I’m definitely not a president. And no, I’m not an officer. You know what I am? I … am … an idiot. With a box and a screwdriver, passing through, helping out, learning.“ Ist Missy wirklich tot? Es kam mir ein bisschen zu leicht vor, sie zu töten. „Never trust a hug. It’s just a way to hide your face.“
BEWERTUNG: 2 von 5 TARDISse
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