DOCTOR WHO
„BESUCH BEI RIVER SONG“
(„THE HUSBANDS OF RIVER SONG“)
Erstausstrahlung DE: 28. Januar 2016
Erstausstrahlung UK: 25. Dezember 2015
Drehbuch: Steven Moffat
Regie: Douglas Mackinnon
Produktion: Steven Moffat, Brian Minchin, Nikki WIlson
Der Doktor: Peter Capaldi
River Song: Alex Kingston
In der Tradition eher unweihnachtlicher Weihnachtsspecials erzählt diese Folge die Geschichte vom letzten Abenteuer des Doktors mit River Song. Das ist in erster Linie chaotisch und wird erst zum Ende hin plötzlich wunderschön besinnlich. Oder wie River sagen würde: Spoilers!
Der Doktor landet am Weihnachtstag in einer menschlichen Kolonie, wo er mit einem Chirurgen verwechselt wird, den River Song engagiert hat, um vermeintlich ihren Ehemann, den grausamen König Hydroflax, zu retten. In Wirklichkeit möchte sie nur an einen Diamanten kommen, der im Kopf des Königs feststeckt. River erkennt den Doktor nicht und verwickelt ihn in einen Kampf mit dem König, als der den Plan durchschaut und enthüllt, dass er längst nur noch ein Kopf auf einem Roboter ist. Sie stiehlt seine TARDIS und fliegt mit dem Doktor und dem Kopf zu einem Raumschiff, wo sie den Diamanten verkaufen will – verfolgt vom Roboterkörper des Königs.
Es kommt selten vor, dass ich mir eine Folge zweimal ansehen muss, um auch nur ansatzweise mitzukommen. „The Husbands of River Song“ ist so eine. Speziell die erste Hälfte ist dermaßen schnell und chaotisch, dass ich mit meinen Notizen nicht hinterherkam und entsprechend viel verpasste. Leider hat sich dieser Eindruck beim zweiten Schauen nur noch verfestigt, die Folge krankt an ihrem hohen Tempo und der schieren Irrsinnigkeit ihrer Geschichte, was sich erst verflüchtigt, als River den Doktor endlich erkennt, die bekannte Dynamik einsetzt und kurz darauf ein ruhigerer Ton angeschlagen wird. Alles in allem eine durchwachsene Folge, was umso trauriger ist, als es vermutlich das letzte Mal war, dass wir River Song sehen.
Ich glaube, was mich von den vielen Ungereimtheiten des Plots am allermeisten irritiert hat, ist die Idee, dass River den Doktor nicht erkennt. Selbst wenn er ein Gesicht hat, das sie nicht kennt, sagte sie nicht sinngemäß schon damals in „Silence in the Library“, dass sie seine Augen immer wiedererkennt? Selbst wenn dem nicht so wäre, er verhält sich in allem wie der Doktor und weist sie sogar mehrfach darauf hin, dass er der Doktor ist, man würde zumindest erwarten, dass sie da irgendwann mal stutzig wird. (Und nur wegen dieses dämlichen Einfalls hat er diesmal wieder seine Sonnenbrille statt des Sonic Screwdrivers, den er in der letzten Folge von der TARDIS bekommen hat, denn das hätte ihn ja sofort verraten.) Wollen wir immerhin zugestehen, dass einige amüsante Szenen daraus entstanden sind und Rivers Monolog einfach nur herzergreifend ist: „When you love the Doctor, it’s like loving the stars themselves. You don’t expect a sunset to admire you back. And if I happen to find myself in danger, let me tell you, the Doctor is not stupid enough, or sentimental enough, and he is certainly not in love enough, to find himself standing in it with me.“
Interessanterweise gibt seine ungewollte Anonymität dem Doktor gewisse Freiheiten, die ihn stellenweise zu wahrer Höchstform auflaufen lässt. Beispielsweise, wenn er das Erstaunen, als er die TARDIS vermeintlich zum ersten Mal sieht, so spielt, wie er das gerne auch von anderen hätte. Oder wenn er River souffliert, wie sie zu fliegen hat. Ganz nebenbei erfährt er bei der Gelegenheit, dass sie seine TARDIS schon des Öfteren gestohlen hat, ohne, dass er es je bemerkt hat, und, dass sie ihn als „Damsel in Distress“ betrachtet, also als jemand, der sich konsequent in Schwierigkeiten bringt und gerettet werden muss.
Zweifellos das Herzstück der Folge ist der Part auf Darillium, wo nur auf Betreiben des Doktors überhaupt ein Restaurant gebaut wurde. Die Singenden Türme von Darillium wurden meines Wissens jetzt schon ein paar Mal erwähnt, und River weißt, auch weil sich ihr Tagebuch dem Ende zuneigt, dass dies ein Abschied ist. Ich glaube, die Tragik dieser Liebesgeschichte wurde viel zu selten erfasst, und es passt sehr gut, dass nun Peter Capaldi den Doktor gibt, denn seine Ernsthaftigkeit ist das perfekte Gegenüber für Rivers Verzweiflung. Das ist nicht das verspielte Flirten wie mit dem elften Doktor, sondern eine reife, eine erwachsene Beziehung. Und auch wenn ich den Doktor nach wie vor als asexuelles Wesen betrachte, gefällt mir die Vorstellung, dass sie eine letzte, vierundzwanzig Jahre währende Nacht miteinander verbringen.
The Notes of River Song. „Does sarcasm help?“ – „Wouldn’t it be a great universe if it did?“ Man könnte die ganze Folge vermutlich anhand ihrer Dialoge zusammenfassen, denn selbst unter der Prämisse, dass River nicht weiß, dass sie mit dem Doktor zusammen ist, klickt es zwischen ihnen einfach. Obwohl ich weiß, dass er sich an Clara und die Trauer um sie nicht erinnern kann, kommt es irgendwie komisch, dass der Doktor hier so ausgelassen ist. River und der Doktor streiten sich darum, wer das Raumschiff abstürzen lassen darf? Und er schenkt ihr den Sonic Screwdriver, den wir schon aus „Silence in the Library“ kennen. Aus Archäologen-Sicht möchte ich außerdem folgendes Zitat als äußerst wahr herausheben: „An archaeologist is just a thief. With patience.“
BEWERTUNG: 4 von 5 TARDISse
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