CLASS
“DAS TEILEN EINES EINSAMEN HERZENS”
(“CO-OWNER OF A LONELY HEART”)
Erstausstrahlung DE: 25. April 2017
Erstausstrahlung UK: 5. November 2016
Drehbuch: Patrick Ness
Regie: Philippa Langdale
Produktion: Patrick Ness, Steven Moffat, Brian Minchin
Miss Quill: Katherine Kelly
Charlie: Greg Austin
Ram: Fady Elsayed
April: Sophie Hopkins
Tanya: Vivian Oparah
April leidet darunter, dass sie ihr Herz mit Shadow Kin-Anführer Corakinus teilen muss. Seine Versuche, die Verbindung zwischen ihnen zu trennen, haben diese noch weiter verstärkt. Nach und nach werden immer mehr Persönlichkeitsmerkmale des Anführers in Aprils Wesen sichtbar. Als ihr Vater überraschend auftaucht, brechen ihre neuen Shadow Kin Kräfte aus. Erschrocken vor sich selbst sucht April Trost bei Ram. Sie schwört ihm, dass sie ihr Herz zurückgewinnen wird. In der Zwischenzeit erleben die anderen etwas Merkwürdiges: London wird von ominösen Blütenblättern heimgesucht … (Text: One)
Class präsentiert uns den ersten Teil eines Zweiteilers und gleichzeitig die erste richtige Story-Arc Folge der Staffel. Und wieder ist die Bedrohung (beziehungsweise eine der Bedrohungen) stark verknüpft mit den alltäglichen Problemen der Figuren…
Der Anführer der Shadow Kin, jenen Aliens, welche den Planeten von Charlie und Miss Quill angegriffen haben, teilt sich noch immer das Herz mit April – natürlich unfreiwillig. Und er lässt nichts aus, zu versuchen, diese Verbindung zu trennen. Nun wirkt es durchaus als sehr starker Hokus Pokus, was uns dort serviert wird – wissen wir doch von der Mutterserie, dass es keine echte Magie gibt und Magie und Zauberei auch nur Wissenschaften sind, die irgendwie erklärbar sind, oder erklärbar sein sollten (auch wenn sich der Doktor selbst einiges manchmal nicht erklären konnte…). Auch hier wird von den Shadow Kins von “Science” gesprochen, aber es fällt trotzdem schwer zu glauben, dass das, was uns präsentiert wird, nichts magisches sein soll.
Der Versuch, die Verbindung zu trennen, scheitert und verstärkt das ganze nur – was darin resultiert, dass April kriegerische Ambitionen an den Tag legt und sogar, situationsbedingt, die Schwerter der Shadow Kin heraufbeschwört und ihre Umgebung angreift. Aber diese Verbindung bringt nicht nur negative Effekte mit sich. So scheint April sogar selbstheilerische Kräfte zu besitzen, die ihre Wunden in Sekunden heilen lassen. Seltsam wirkt hierbei nur, dass sie dies mehr zu verstören scheint, als ihre Wutausbrüche.
Als Class startete, wurde verkündet, dass jeder Charakter seine eigenen Probleme mit sich bringt und bisher haben wir die Hintergrundgeschichten von Miss Quill, Charlie, Ram und Tanya beleuchtet. April bekommt gleich die doppelte Packung an Drama spendiert, denn sie hat nicht nur eine an den Rollstuhl gefesselte Mutter, sondern auch einen Vater, der die Schuld an dieser Situation trägt und gerade frisch aus dem Gefängnis kommt, wo er die Strafe absaß, versucht zu haben, sich, seine Frau und seine Tochter zu ermorden (durch einen Autounfall, was in der vorherigen Folge erwähnt wurde). Der Vater wird uns als altbekannte “Elternfigur tritt nach langer Zeit wieder auf”-Erzählweise präsentiert und erscheint verzweifelt und geläutert. Und doch dient diese Begegnung nur dazu, dass Aprils dunkle Seite stärker wird. Mehrmals in dieser Folge, greift sie ihren Vater, mit ihren neuen Kräften an und kann zuletzt nur schwer davon abgehalten werden, diesen umzubringen. Ein sehr schöner Dialog zwischen April und Ram zeigt auch, wohin Patrick Ness uns mit dieser Geschichte führen will: Macht und Verzweiflung können noch so stark sein, was uns ausmacht, sind die Entscheidungen die wir treffen und nicht die Möglichkeiten, die wir haben.
Apropos April und Ram – in der letzten Woche habe ich noch darüber nachgedacht, ob Ram bei April nur nach Trost sucht, um sich von der Trauer abzulenken. Diese Folge lieferte, für mich zumindest, den Beweis, dass dem nicht so ist und hier ernsthafte Gefühle im Spiel sind. Es beginnt damit, dass Ram beleidigt ist, dass April ihn nicht beachtet (als diese damit beschäftigt ist, die versuchte Kontaktaufnahme ihres Vaters und das verlieren der Kontrolle durch ihr Herz zu verarbeiten), geht weiter, als er ihr sofort hilft, als er merkt, dass etwas nicht stimmt, sie vor ihren Vater beschützt, in ihrer Nähe bleibt, auch wenn er gehen sollte/wollte und schließlich endet es natürlich damit, dass die beiden in der Kiste landen. Was uns zu einer der seltsamsten und komischsten Szenen dieser Folge bringt:
Der Sex der Shadow Kins… Ich weiß nicht, ob diese Szene bewusst so geschrieben und dargestellt wurde. Ob es bewusst so verschämend und wie ein Comic-Relief erscheinen sollte. Fakt ist, es wirkte einfach seltsam. Mir ist die Intention dahinter bewusst, dass die Verbindung in beide Richtungen besteht und, dass man hier zeigen wollte, dass nicht nur der Mensch den Emotionen der Aliens erliegen kann, sondern auch umgekehrt. Ich lasse es auch stehen, dass man eventuell die Situation auflockern wollte – das, was mich an dieser Szene störte, war der weibliche Shadow Kin, der sofort darauf ansprang, mitmachte und anschließend beleidigt war. Natürlich ist es lustig, wenn der böse, übermächtige Anführer der Shadow Kins kleinlaut fragt, ob seine Gespielin noch Lust hat, mit ihm zu kuscheln – aber es passt einfach nicht zur Präsentation. Und mir ist klar, dass es genau das zeigen sollte, dass es nicht deren Art ist, so miteinander umzugehen – aber dann verstehe ich die Intention des weiblichen Aliens nicht, welches halt nicht mit menschlichen Gefühlen infiziert ist und trotzdem spitz drauf anspringt, wie ein notgeiler Teenager.
In der Zwischenzeit, bekommt auch der Rest der Truppe etwas zu tun. Während Charlie und Matteusz verschiedene Ansichten über die Waffe/Rettung haben, welche sich in Charlies Besitz befindet und die Seelen aller verstorbener Rhodianer beinhaltet, wird Miss Quill mit der neuen Schulleiterin der Coal Hill Akademie konfrontiert und findet immer mehr über die Governors heraus, die nicht nur Roboter aussenden, sondern auch sonst sehr informiert zu sein scheinen, über alles Außergewöhnliche, was in der Schule vor sich geht. Ich muss anmerken, dass ich kurz überlegt habe, ob die neue Schulleiterin nicht ein Neu-Casting von Barbara Wright (nach Susan die erste Begleiterin des Doktors und damalige Lehrerin an der Coal Hill Schule) sein könnte, da eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Darstellerinnen besteht und das ins Bild der gut informierten Dame passen würde. Allerdings passte der dargestellte Charakter der Dame so gar nicht zu Barbara, weswegen ich den Gedanken schnell wieder verwarf. Von der unheimlich gut informierten Schulleiterin erfahren wir auch das Geheimnis um den Subplot der Folge, welcher bereits früh gezeigt wurde und auch schon Tanya, Charlie und Matteusz aufgefallen war – die Blütenblätter, welche sich, wie von Geisterhand, zu vermehren scheinen. Offensichtlich handelt es sich um “Wesen” aus den Rissen, welche sich von selbst reproduzieren und Fleisch fressen. Quasi omnipotente Karnivoren aus einem anderen Welt, mit einer Vorliebe für Eichhörnchen und Vögel. Wie es mit den pinken Nimmersatts weitergeht, erfahren wir aber erst in der nächsten Folge.
Ebenfalls in der nächsten Folge, erfahren wir, was die Konsequenzen aus Aprils Handeln sind. Diese scheint nämlich kurzerhand die Verbindung mit den Shadow Kins auf ihre Mutter übertragen zu haben, weswegen diese plötzlich wieder laufen kann – oder sie hat ihre Selbstheilungskräfte auf ihre Mutter übertragen, um diese zu heilen… so ganz ist dies noch nicht klar. Klar ist, dass sie beschließt, das Alles jetzt zu beenden und mit ihren Schwertern ein Loch in die Dimension schlitzt, um zum Planeten der Shadow Kins zu gelangen, dicht gefolgt von Ram, der ihr hinterher springt. Man könnte jetzt hinterfragen, warum die Shadow Kins dies nicht genau so machen, wenn deren Schwerter so eine Macht besitzen, warum sich April sicher ist, auf dem Planeten der Shadow Kins atmen zu können (wäre eine doofe Auflösung des Cliffhangers, wenn April und Ram, kaum angekommen, sofort ersticken würden…), warum die Blütenblätter und toten Tiere noch niemandem groß aufgefallen sind und wieso die Mutter von April glaubt, dass alle Männer Mörder sind… zugegeben, das letztere ist zwar durchaus ersichtlich in der Folge, aber trotzdem etwas unglaubwürdig. Der Rest wird hoffentlich in der nächsten Folge aufgelöst.
“Co-Owner of a Lonely Heart” ist eine abermals starke Episode, die aber an einigen offensichtlichen Löchern und seltsamen Szenen schwächelt, ohne groß einzubrechen. Die Löcher werden vermutlich noch im zweiten Teil dieser Doppelfolge gestopft und sollten deswegen nicht in die Bewertung des ersten Teils mit einfließen. Der Aliensex jedoch bleibt bestehen. Aber auch die Neugierde, wie es weitergehen wird…
BEWERTUNG: 4 von 5 TARDISse
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